Parque Nacional Pan de Azúcar – blühende Kakteen
Im Prospekt vom Nationalpark sind mehr als 20 blühende Wüsten- pflanzen abgebildet und bezeichnet. Auffällig sind die zu Gruppen formierten Kakteenköpfe der „Copiapoa“. Fast kreisförmig dicht zusammen wachsen sie mit Köpfen bis 15 cm Durchmesser anein- ander. Viele davon blühen. Der Kakteen-Liebhaber kommt hier auf seine Rechnung. Zwanzig verschiedene Kakteenarten hat der Park vorzuweisen. Man muss gut hinschauen um die Unterschiede zu sehen. Da gibt es den Cacto de la serpiente, den Sandillón, den Oveja echada, oder den 2 – 7 m hohen Copao. Dass diese Wüsten- pflanzen hier überleben verdanken sie dem aufsteigenden Küsten- nebel,  der sich hier fast täglich bemerkbar macht. Auf der Fahrt in den Park entdecken wir ein paar Guanakos. Gleich vier kleinere Campingplätze gibt es an der Küste, resp. am Sandstrand, mit minimaler Infrastruktur. Meist gibt es nur ein WC, eine kalte Dusche und ein paar Quadratmeter Stellplatz. Auf unserem Campingplatz war abends eine kalte Dusche zwischen 18 – 20 Uhr möglich. Wasser ist sehr knapp, man muss sparsam damit umgehen. Tja, wir sind in der Wüste unterwegs.
Um die Nationalparks in Chile besuchen zu können, besorgten wir uns in Copiapó beim Conaf einen Jahrespass. (Pro Person 10'000 Peso, ca. SFR 20.-) Chile hat insgesamt  95 Naturschutzgebiete. 32 Nationalparks, 48 Schutzgebiete (Reservas nationales) und 13 Naturdenkmäler (Monumentos nationales). Insgesamt schützen sie eine Fläche von etwa 14 Millionen Hektaren. (ca. 140'000 km², was etwa 3,3-mal die Fläche der Schweiz ist) Mit dem neuen Camping- und Nationalpark-Führer 2013 sind wir gut ausgerüstet. Die Parks sind gut beschrieben und mit Skizzen für die Zufahrt und den Wan- derwegen. Für uns eine grosse Hilfe. Viele dieser Nationalparks liegen südlich von der Hauptstadt Santiago.  
Vollmondnacht im Nationalpark Nevado de Tres Cruces
Von Copiapó fahren wir auf der Ruta 31 ca. 55 km nord- östlich. Dort zweigen wir auf die Südroute ab. Eine schlechte Schotterpiste schüttelt uns gewaltig auf über 4300 m. Die 70 km müssen wir hart verdienen. Ohne 4x4 wäre die Strecke nicht zu schaffen. Noch vor Sonnen- untergang erreichen wir die 400 m tiefer gelegene Laguna Santa Rosa. Die  Anden-Flamingos und andere Wasservögel sind in Ufernähe auf Nahrungssuche. Die Abendstimmung ist grandios. Der Sonnenuntergang vor den Fünf- und Sechstausendern entschädigt uns für die schlechte Piste. Kein Mensch weit und breit. Für den Übernachtungsplatz in der Nähe vom See ver- gaben wir fünf Sterne. Beim Eindunkeln schaute ein Fuchs vorbei. Ein Postkartenbild!
Kaum stieg der Vollmond über die hohe Gebirgskette, standen Stativ und Kamera bereit. Eine solche Voll- mondnacht in dieser Höhe hatten wir noch nie erlebt. Zwischen der Foto vom Sonnenuntergang und dem Mondaufgang vergingen nur 13 Minuten. Der Salar de Maricunga und die Laguna Santa Rosa waren hell erleuchtet. Eine kalte Nacht mit mässigem Wind legte sich über die Hochebene. Kaum zeigten sich am Morgen die ersten Sonnenstrahlen spazierten wir am See entlang und begrüssten die Flamingos. Sie standen weit vom Ufer entfernt und im Gegenlicht der Sonne. Der blaue Himmel über dem Salar war sehr kontrastreich. Die gesamte Landschaft erschien uns als überdimensioniertes Gemälde mit einer grossen Farbpalette (siehe Bildergalerie). 
National Park Llanos de Challe und Punta de Choros
Südlich von Copiapó liegt der kleine Park am Pazifik. Über Carrizal Bajo erreichen wir den kleinen Strandabschnitt, der zum National- park gehört. Blühende Kakteen beidseits der Strasse begleiten uns bis zum Campingplatz. Nur ein kleiner Strandabschnitt gehört zum Nationalpark. Aussergewöhnlich schöne Plätze mit Grillstellen, Schattendach, Tisch und Bänken laden ein zum Verweilen. Auch hier ist das Wasser sehr knapp, Duschen kostet extra. Die meisten Stellplätze mit Sicht auf das Meer sind besetzt. Sie sind ähnlich angeordnet und gestaltet wie in den Nationalparks der USA. Die Anlage ist sehr gepflegt. Nach dem Frühstück besuchte  ein Fuchs unseren Stellplatz. Auf der Suche nach einer Mahlzeit ging er aber bei uns leer aus. Wir füttern nie Wildtiere! Trotzdem konnten wir ein paar schöne Aufnahmen knipsen.
Wir machten uns auf den Weg über Huasco, Vallenar nach Punta de Choros. Auf den Inseln vor der Küste lebt eine kleine Kolonie Humboldt-Pinguine. Die hohen Wellen und das bewölkte Wetter konnten uns nicht für eine Bootstour begeistern. Die vollen Touristenboote schwankten wie eine Nussschale auf dem Pazifik. Der Strandspaziergang am Abend bot bei Sonnenuntergang ein Schaufliegen der zahl- reichen Seevögel. Das staubige Fischerdorf hat mehrere Campingplätze. Die  Ausstattung ist sehr rudimentär, wir sind in der Wüste. Baños, Strom und Schattendach mitten im Sand kosten... haben wir uns jetzt verhört?
Als Regine von der Rezeption zurückkam, meinte sie, der Preis für ein Reisemobil  betrage 90 US-Dollar. Ein Lachen huschte uns über das Gesicht. Ich ging zur Rezeption zurück und fragte nach. Die Dame bestätigte den Preis und ich zeichnete mit den Fingern gross „90 US-Dollar“ in den Sand. Sie bestätigte meine Sandskizze  und ich schaute auf die paar kleinen Igluzelte auf dem Wüstencamping. Nun, man kann es ja versuchen, doch für Abzockerei haben wir kein Verständnis. Der nächste Campingplatz liegt nur ein Stein- wurf entfernt. Wir werden fündig. Einfach, sauber inkl. Strom verlangt der Besitzer 20 US-Dollar. Wir bleiben dafür 3 Nächte. Das Naturreservat der Hum- boldt-Pinguine bringt Touristen nach Punta de Choros, verleitet aber auch zu überbordenden Preisen. Wir reisen weiter über La Serena ins Valle de Elqui.
Vicuña – Observatorium Mamalluca
Zwei Tage verbrachten wir im Valle de Elqui. Ein grünes Tal dank dem Rio Elqui. Grosse Trauben-, Papaya- und andere Frucht- plantagen gedeihen prächtig in der subtropischen Landschaft. Der Rio Elqui verzaubert die trockene Wüstenfläche in eine grüne Oase mit Feldern bis weit in die seitlichen Berghänge hinauf. Vicuña ist ein kleines Städtchen mit einem eindrucksvollen Museum. Gabriela Mistral, Pseudonym für Lucila Godoy Alcayaga, wurde im Jahre 1945 mit dem Nobelpreis für Literatur ausge- zeichnet. Das kleine Geburtshaus hat nicht genug Platz, um ihr grosses, reichhaltiges Schaffen würdig auszustellen. Ihre Arbeit als Lehrerin, Schuldirektorin, Gastprofessorin und Leiterin des Konsulats in Madrid, sowie vielen anderen Tätigkeiten sind im Museum mit zahlreichen Requisiten, Fotos, Büchern und Texten dokumentiert.
Von 1922 bis 1934 lebte sie vorwiegend im Ausland. Der Einblick in eine Zeit, wo das Reisen nichts mit den heutigen Bequem- lichkeiten zu tun hatte, war für uns besonders interessant. Das Museum ist gut besucht. Der moderne Bau lässt auch Zeit und Raum zum Verweilen. Noch kennen wir keine Gedichte und Bücher von Gabriela Mistral, es gibt nur sehr wenige in Deutscher Sprache. Und so erfahren wir im Museum, dass ihre Gedichte, Schriften und Bücher von Liebe, Tod und Hoffnung geprägt sind. Vicuña ein kleiner Ort mit einem grossen Museum.
Die Umgebung von Vicuña ist auch bekannt für die Observatorien und  den Pisco-Schnaps. Die süssen Trauben geben dem Pisco den nötigen Grundstoff. Ohne Pisco, dafür mit Tickets fürs Observatorio Cerro Mamalluca, fahren wir zur Sternwarte. Die Auffahrt, ca. 8 km nehmen wir noch vor dem Einnachten in Angriff. Gegen 21 Uhr brachte ein Tourbus eine grössere Gruppe zum Observatorium. Etwa 35 – 40 Personen warteten beim Eingang und blickten in den be- deckten Himmel. Später wurde die zweistündige Stern-Guck-Tour abgeblasen, da der Wind viele Wolken vom Westen her über die dunkle Landschaft schob. Schade! Die Gegend ist hier hervorragend geeignet um ins Weltall zu blicken. Saubere, klare Luft,  kaum Störlichter und hohe Berge. Auf dem grossen Parkplatz übernachteten wir, nachdem man den Besuchern zwei Beiträge über das Weltall und ferne Galaxien auf der Grossleinwand präsentierte. Der Leinwandblick ins Weltall machte uns einmal mehr deutlich, wie klein doch unsere Erde ist. 
Jorge und die Rosinen
Wir entscheiden uns für eine Hinterland-Route über Hurtado zum Monumento Natural de Pichasca. Die Naturpiste führte zuerst ent- lang grüner Plantagen und Rebberge. Später folgte eine gebirgige Wüstenlandschaft mit Kakteen. Als die letzten Rebflächen einen grünen Farbtupfer setzten, erblickten wir eine grosse Sammel- stelle der süssen Frucht. Fussballgrosse Flächen sind mit Plastik ausgelegt, darauf riesige Mengen roter und weisser Trauben, aus- gelegt zum Trocknen. Weinbeeren so weit das Auge reicht. Ein gros- ser, kräftiger Mann wendet mit einem rechenartigen Gerät die vielen Trauben. Wir steigen aus und besuchen ihn im Feld. Er stellt sich als Jorge vor, zieht seine dicken Handschuhe aus und begrüsst uns herzlich. In diese Gegend verirren sich nur selten Touristen. Wir interessieren uns für seine Arbeit rund um die süssen Trauben.
Das Land  „Suiza“ war ihm nicht unbekannt. Aussergewöhnlich, dass hier in der Pampa sich jemand für seine Arbeit interessiert. Ein paar hundert Meter weiter oben kippten die Bauern Körbe um Körbe voll Früchte auf den Boden und verteilten diese. Die Sonne brennt auf die Erde, gnadenlos, unbarmherzig. Jorge nimmt eine Handvoll Rosinen vom Boden auf und wir kosten die süssen, trockenen Weinbeeren. Sie sind köstlich, süss und schmackhaft!  „20 Tage liegen die Trauben an der Sonne, bis sie wieder einge- sammelt werden“, erklärte uns Jorge. Dabei werden sie immer wieder gewendet. Nach dem Trocknen, erfolgt der Waschgang, dann werden sie wieder getrocknet und anschliessend in grosse Säcke verpackt. Ja, hier gibt’s Rosinen in gewaltigen Mengen. Wir denken dabei an die kleinen Packungen im Laden und was sie dort kosten. Jorge spricht auch ein paar Brocken Englisch. Er weiss, dass seine Rosinen in Europa, resp. in der Schweiz teuer sind.
Was ein Kilo Rosinen in der Schweiz kosten, wollte er wissen. Wir wussten es nicht, wir blieben ihm die Antwort schuldig. Die Trauben sind voll ausgereift und süss. Wir stehen am Rand einer grossen Fläche und blicken auf das Gelände, als Jorge uns auffordert, eine „bolsa“ zu holen. Jetzt füllt Jorge gleich zwei Plastiksäcke mit Rosinen. „Wir müssen diese gut waschen und wieder kurz an der Sonne trocknen“, sagte er. Wir haben zwar keine Waage in unserem Fahrzeug, aber unseren Schätzungen nach sind wir jetzt gegen 3,5 - 4 Kilogramm schwerer. Feinste Weinbeeren von Jorge gibt’s nun täglich im feinen Müesli. Herzlichen Dank Jorge, wir werden noch Wochen beim Frühstück an dich denken.  
Nationalpark Fray Jorge – und der "Shooting-Star"
Der Park war bereits geschlossen, als wir am späten Nachmittag den Eingang erreichten. Die Zufahrt, eine Wellblechpiste, forderte ihre Zeit. Etwa 40 km westlich der PanAm liegt der kleine Park. Wir übernachteten direkt beim Eingang. Einen fantastischen Sternen- himmel mit leuchtender Milchstrasse bestaunten wir zur späten Stunde. Kein Licht weit und breit. Die stockdunkle Nacht beherrscht die Wüste. Der Ranger öffnete nach 9 Uhr die Schranke. An diesem Samstag sahen wir im Park kaum ein Dutzend Besucher. Aussergewöhnlich ist hier ein Wald mit richtigen Bäumen. Der Nebel- oder Regenwald wächst mit dem bescheidenen Niederschlag und dem aufsteigenden Küstennebel. Dieser zieht am Nachmittag über die Gebirgskette und bringt die notwendige Feuchtigkeit. Der Park ist so wasserarm, dass man im Schutzgebiet nicht zelten, resp. übernachten darf.
Wir machen uns auf den Weg zur  Bergkette. Ein Schild erinnert, dass man 4x4 benötigt. Gerade als ich den Kriechgang einlegte, entdeckte ich in einem Busch, eine schnelle Bewegung. Was war das? „Wo“, fragte Regine und ich deutete gerade aus. Sie sieht den Vogel nicht, so gut getarnt passt er in die Landschaft. Etwa 25 m vor uns sitzt eine Eule auf einem zwei Meter hohen Busch. Jetzt heisst es Ruhe bewahren! Zuerst sichere ich das Objekt mit ein paar Aufnahmen. Keine schnellen Bewegungen, kein Laut. Aussteigen, Stativ aufstellen, Teleobjektiv montieren. Regine zieht nach mit der Video- kamera. Aus etwa 20 Meter Ent- fernung machen wir die ersten brauchbaren Aufnahmen. Ausser dem Klick der Kamera hört man nichts. Die Eule in Bildgrösse zu fotografieren, war die nächste Herausforderung. Bleibt sie, oder fliegt sie weg? In der Zwischenzeit kam eine weitere Eule. Diese sass auf der  Wegweisertafel und  hatte einen Überblick auf das Geschehen. Meter um Meter stellte ich das Stativ sehr langsam näher an den Vogel und wartete. Die Eule drehte ihren Kopf laufend um 180 Grad, um den hinteren Gefahrenbereich im Auge zu behalten. Hoch oben kreiste ein grosser schwarzer Vogel, der die Landschaft nach Fressbarem absuchte. Jetzt hatte die Eule noch ein weiteres Blickfeld im Auge zu behalten. Nach einer halben Stunde konnte ich den Vogel in Bildgrösse aufnehmen. Zwischendurch sperrte sie ihr Maul auf und gähnte ausgiebig. Ich konnte es nicht glauben, die Eule blickte aus 2,5 Meter Entfernung in mein Teleobjektiv. Sie machte keine Anstalten um wegzufliegen, ihr Feind war hoch oben in der Luft am Kreisen. Das Klicken der Kamera machte den Vogel neugierig. Sein Kopf drehte sich nach hinten, dann blickte er direkt mit offenen Augen wieder in die Linse. So nah dran, was für ein Erlebnis. Wir zogen uns langsam zurück, Meter um Meter. Als ich beim Fahrzeug war, konnte ich endlich richtig durch- atmen. Was für eine Begegnung, so nah und so lange! Später flog der Shooting-Star davon und wir blickten ihm noch lange nach. Fantastisch! Das gesamte Foto-Shooting mit dem „Eulen-Star“ dauerte über 40 Minuten.
Chile – Argentinien – um Mitternacht über die Grenze
Von der Hauptstadt Santiago nach Argentinien gibt es einen wich- tigen Passübergang. Der Bermejo-Pass ist nachts nicht zu empfeh- len, wir entscheiden uns für die Tunnel-Variante. Im Nationalpark La Campana verbringen wir zwei Nächte. Der Südeingang in den Park bietet Wanderwege und einfache Campingplätze. Der Nordeingang ist bekannt für seine Chilenischen Palmen im hügeligen Gebirge. Die erste Nacht verbringen wir kurz nach dem Südeingang, wo uns eine junge, aufgestellte Frau anhand einer Karte die Strassen, Wander- wege und den Campingplatz im Park ausführlich erklärte. Ihre freundliche Art machte uns klar, dass wir Willkommen sind.  Wir wanderten am Nachmittag im Park und begegneten einem Rentnerpaar aus Nordengland. Sechs Monate in Chile, sechs Monate in England, lautet ihr Motto. So geniessen sie immer den Sommer und sehen auch ihre Grosskinder in Santiago aufwachsen. Ihr eigenes Reisemobil haben sie schon viele Jahre in Chile. Eine kurzweilige Wanderung mit interessanten Infos.
Einen Tag später suchten wir den Nordeingang vom Nationalpark auf. Anders als am Tag zuvor war hier die Abfertigung am Eingang nicht gerade rühmenswert. Wortlos, karg und ohne ein freundliches Wort wurde das Administrative erledigt. Auf unsere Frage nach der kleinen Parkskizze, wo die  Strassen, Wanderwege und Camping- plätze eingezeichnet sind, kramte er ein Blatt aus der Schublade und überreichte es uns wortlos. Nein, heute war definitiv nicht sein Tag, da half auch seine schmucke Nationalpark-Uniform nichts. Ja, es sind die Menschen vor Ort, die uns ein Gefühl des Willkommens entgegen bringen, oder nicht? Wir haben auf unserer langen Reise ein feines Sensoring entwickelt, was das Thema Gastfreundschaft, resp. das Willkommen sein angeht. Die vielen prächtigen Palmen entschädigten uns aber für den eher unfreundlichen Empfang. Die Totenstille und die klare Sternennacht auf dem Camping zeigten uns aber, dass wir hier richtig sind. Am nächsten Tag nahmen wir Kurs ins Andengebirge nach Los Andes, der letzte grössere Ort vor dem Grenzübergang.
Eine grosse Infotafel orientierte die Verkehrsteilnehmer, dass die Passstrasse von Juncal nach Portillo von abends 20 Uhr bis morgens um 7 Uhr offen ist. Von Ost nach West war die Bergstrecke tagsüber von 8 Uhr bis 19 Uhr offen. Die Strassenbauarbeiten auf Chilenischer Seite, bis auf 3200 m Höhe, blockierten eine Fahrbahnhälfte. Unser Gedanke im bekannten Skiort Portillo zu übernachten, mussten wir begraben. Die 3 km lange Tunnel-Durchfahrt bis zur Argentinischen Grenzbehörde war zwingend. So stellten wir uns gegen 15 Uhr in die Fahrzeugkolonne in Rio Blanco, wo die Strasse gesperrt war. Vor uns etwa eine 200 m lange Pkw-Kolonne, die schon länger wartete. Die vielen Lastwagen und Sattelschlepper reihten sich auf einer Nebenstrasse bereits kilometerweit in einer Doppelkolonne. Von Santiago aus werden über diese Route alle Güter transportiert die nach Osten gehen. Eine Stecke die übers Jahr offen bleibt, beidseits der Grenze gibt es Skigebiete. Zum Nachtessen verspeisten wir einen reichhaltigen Gemüse- und Früchte-Teller, so dass unsere Vorräte an Frischem fast aufgebraucht waren. Von anderen Reisenden wissen wir, dass Früchte und Gemüse beim Grenzübergang ständig kontrolliert und konfisziert werden. Eine Unsitte an der Grenze, die auch die Einheimischen nicht verstehen.
Die Sonnenstrahlen erreichten gerade noch die letzten Bergspitzen im lang gezogenen Tal, als ein Strassenarbeiter die Strecke für den West-Ost Verkehr frei gab. Durch schmale Schluchten und viele Serpentinen wälzte sich der Verkehr immer höher. Nur eine Fahrbahn war intakt, die andere Hälfte war über viele Kilometer im Umbau, resp. der Untergrund wurde neu aufgebaut und betoniert. Der Tunnel auf 3185 m Höhe erreichten wir, als es merklich dunkler wurde. Mitten im Tunnel eine Tafel, die uns an den Grenzübergang Chile – Argentinien erinnert. Nach der Durchfahrt blickten wir in eine schwarze Nacht. Von Argentinien sahen wir nur den Strassenbelag, der unser Fahrzeug erhellte. Stockfinster!
Die Grenzformalitäten beider Länder kamen erst ca. 15 km spä- ter. Vorsichtig nahmen wir die Talfahrt in Angriff. Gegen 21 Uhr reihten wir uns auf einem grossen Parkplatz in eine zugewiesene Fahrzeug-Kolonne ein. Mehrere grosse Reisebusse stauten sich in einer eigenen für sie bereitgestellten Fahrspur. Der Andrang war gross, doch lief alles sehr geordnet, ruhig und freundlich ab. Über die langen Wartezeiten beschwerte sich niemand. Im Tropfensystem konnten immer zwei, drei Fahrzeuge in die grosse Abfertigungshalle einfahren, die eine moderne Grenzabfertigung beherbergte. Die Busreisenden standen mit ihren  Taschen und Koffern, die alle elektronisch gecheckt wurden, in langen Kolonnen vor dem Schalter. Meter um Meter kamen wir dem Zollgebäude näher. Es war bereits 23.30 Uhr als uns ein Beamter in eine Fahrzeugspur vor einem Büro einwies. Gleich mehrere kleine Büros waren nebeneinander. Die Chilenischen und die Argentinischen Grenzbeamten sassen im gleichen Büro. Was für ein Fortschritt! Kaum war der Ausreisestempel im Pass, reichte er ihn seinem Kollegen weiter. Dieser las die Pässe elektronisch ein und gab sie uns zurück.
Eine Besonderheit stach uns auch zur nächtlichen Stunde ins Auge. Die Uhr zeigte bereits Mitternacht. Der Chilenische Beamte konzen- trierte sich auf seine Arbeit. Sein Kollege hatte das Handy am Ohr und plauderte. Mal lachend, mal hörend, konzentrierte er sich auf das Gespräch, während unsere Passbearbeitung mechanisch ablief. Nein, keine Begrüssung, kein Adios, sein Handygespräch hatte Vorrang. War es privat oder geschäftlich? Wortlos überreichte er uns die Pässe, sein Telefongespräch ging weiter. Wir fuhren ca. 10 m weiter und erkundigten uns für den Papierkram betreffend Fahr- zeugeinfuhr. Wir hatten einen kleinen Fresszettel erhalten, wo von Hand die Kontrollschild-Nummer und der Vermerk „2 Personen“ notiert waren. Dieser stempelte die Beamtin ab und das war’s. Die freundliche Beamtin machte deutlich, dass wir Alles erledigt hätten und wünschte uns eine gute Fahrt. Keine Kontrollen, wirklich fortschrittlich. Die Zollformalitäten dauerten kaum 10 Minuten, was für ein Unterschied zu Mittel- amerika.
Die freie Fahrt auf der stockdunklen Strasse konnten wir nicht geniessen. Gegenverkehr hatte es keinen, da die Strecke auf der Argentinischen Seite noch gesperrt war. Die Zollabfertigung der Lastwagen aus Chile erfolgte viele Kilometer später. Sie überholten uns in einem Tempo, das uns recht riskant schien. Vorsichtig tasteten wir uns talwärts immer auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Serpentinen und Tunnelgalerien wechselten ab, bis wir im kleinen Skiort Polvaredas auf einem Wintersport-Parkplatz unser Nachtlager aufschlugen. Einen Grenzübertritt um Mitternacht, auch für uns etwas Neues!
An vier Orten erzählt uns der Ranger Wissenswertes über Flora, Fauna und im Besonderen über die geologische Entstehung der etwa 240 Millionen Jahre alten Landschaft. Hier kann man Felsen mit Tier- und Pflanzenfossilien entdecken und Millionen Jahre doku- mentieren. Die Landschaft gleicht einem gigantischen Geschichts- buch, wo die Vergangenheit sichtbar wird. Die grosse Vielzahl der Fossilien die man im Tal von Ischigualasto fand, kann man in etwa 25 Tierarten aufteilen. Hier wurden die ältesten Dinosaurier-Skelette gefunden. Die Rundtour durch ein kleines Stück Urge- schichte fasziniert uns. Die Erosion hat Steinskulpturen über Jahr- millionen geschaffen, die uns ein Rätsel bleiben.
Das eindrückliche Feld von den „Cancha de Bochas“ (Bocciakugeln) betrachten wir fast ehrfürchtig. Welches Geheimnis steckt hinter den fast perfekten runden Steinkugeln? Die Natur als Bildhauer mit den Werkzeugen von Sonne, Wind und Wetter weiss die Antwort. Wir nicht! Leichter zu beantworten ist die Frage, wie viele Stein- kugeln könnten wir heute noch bestaunen, wenn sich die Touristen ohne Rangeraufsicht im Park aufhalten würden? Die Antwort lautet: Keine!
So entdeckten wir auf der geführten Fahrt durch den Park  mit dem eigenen Auto die einzigartige Land- schaft. Da Susi und Ruedi hinter uns fuhren, sahen sie auch, dass mit dem Licht an unserem Auto etwas nicht in Ordnung war. Ruedi half Walter dies wieder in Ordnung zu bringen. Nochmals vielen Dank für die grosse Hilfe! Bei gemeinsamen Nachtessen tauschten wir unsere Reiseerfahrungen aus. Sie reisen nun weiter Richtung Bolivien und wir wollen in Richtung der Iguazu-Wasserfälle fahren. Herzlichen Dank für die schöne Zeit mit euch. Wir sagen auf Wiedersehen, bis später irgendwo im Süden von Argentinien im Jahr 2014.