Reisebericht

01. - 31.03.09 Albany - Burns Beach
Besuch der Waleworld in Albany
Die ehemalige Walfangstation in der Frenchman Bay wurde 1978 geschlossen. Heute steht auf dem Gelände ein interessantes Museum. Im Walfangschiff sahen wir auf verschiedenen Etagen Einrichtungen, Fotos, Geräte und Maschinen vergangener Walfangzeiten. Auf dem Museumsgelände werden an drei Orten Filme und Bilder gezeigt, die über das Leben und den Fang der grossen Meeressäugern berichten. Der 3D-Film ist besonders attraktiv, denn mit der aufgesetzten Brille kommen die Tiere der Unterwasserwelt ganz nahe an den Besucher.
In verschiedenen Hallen kann man noch den Produktionsablauf, nach dem Erlegen eines Pottwals, erahnen. Grosse Kessel, Dampfmaschinen, Werkzeuge und Transportanlagen sind zu Museumsobjekten geworden. In einer Halle besichtigten wir grosse Wal-Skelette. Das Foto rechts zeigt das Skelett eines 22 m langen "Pygmy Blue Whale". Blickt man zurück in die Vergangenheit, so wurden in einem Zeitraum von über 26 Jahren etwa 14'600 Pottwale gefangen. Die Tiere wogen bis zu 40 Tonnen und davon erzeugte man etwa 7 Tonnen Öl. Wo das kostbare Öl damals überall zum Einsatz kam erstaunte uns. Selbst Kosmetika-Produkte enthielten Pottwalöl.

Im Torndirrup National Park auf der Halbinsel besuchten wir die schöne Küstenlandschaft, die vom hügeligen Buschland geprägt ist. Besonders die Felsformationen "The Gap", eine 40 m tiefe Felsspalte in den Granitklippen und die Felsbrücke "Natural Bridge" beeindruckten uns sehr. Die grossen Wellen donnerten kräftig in die Felslöcher und die Gischt spritzte prächtig in die Höhe. Vom Marine Drive in Albany hatten wir einen schönen Ausblick auf das Meer und die grosse Hafenanlage. In der prächtigen Bucht "King George Sound" lagen mehrere grosse Frachtschiffe vor Anker. Eine gigantische Verladestation für Getreide dominiert im Hafen. Züge und Road Trains bringen die kostbare Fracht pausenlos aus dem Landesinnern.
Der Himmel war grau und ein frischer Wind wehte als wir nach Norden zum kleinen Porongurup National Park fuhren. "Welcome to the World's oldest mountain range" steht auf der farbigen Tourist Map. Die Granitformationen von ca. 12 km Länge und bis zu 670 m Höhe ragen hoch aus dem umliegenden Flachland. Die Berginsel mit den schönen rot-braunen Karri-Bäumen ist eine Augenweide. Die erste Rundwanderung, der "Nancy Peak Walk", führte uns auf ein Felsplateau. Gleich zu Beginn sahen wir einen grossen Karribaum. Er wächst auf einem Felsen und hat eine beachtliche Höhe. Im Frühling muss der National Park farbenprächtig sein, denn über 700 Blumen und Pflanzen gedeihen hier. Ein paar von den "78 species of birds" sahen und hörten wir trotz trübem Wetter.
Am nächsten Tag nahmen wir den "Castle Rock Walk" in Angriff. Der Weg führte durch moosbedeckten Wald hinauf zu den riesigen Granitkugeln. Leider zeigte sich der "Balancing Rock", mit seiner ganz kleinen Auflage, nur vor grauem Hintergrund. Der Aufstieg auf die Aussichtsplattform war spannend und nur über eine festmontierte Leiter zu erklimmen. Die Foto rechts machten wir auf dem Walk. In der Beschreibung heisst es, dass die Karri-Bäume, wie alle Eucalyptus, während dem Wachstum ein Teil ihrer Äste verlieren und abbrechen. Der Astansatz am Stamm wird schwach, wenn der Stamm grösser wird. Dann brechen oft Astteile mit Hilfe von einem starken Wind ab. Der Karribaum ist bekannt für sein starkes und dauerhaftes Holz. Schon lange schauen wir in die schönen und grossen Baumkronen, wenn wir unser Camp aufschlagen. Grundsätzlich wird geraten nicht unter diesen Bäumen zu liegen und zu campen, denn es können immer Äste abbrechen und Schaden anrichten.
Unsere nächste Reiseroute führte über Denham, Valley of the Giants, Walpole Richtung Cape Leeuwin. Unterwegs machten wir einen Abstecher zur Shelley Beach. Der Startplatz für Gleitschirmflieger, mit dem grossen Parkplatz und entsprechender Infrastruktur, bringt mich ins Staunen. Unter anderem heisst es: "... a prime flying site in WA and one of the best in Australia"! Wir geniessen von oben eine Weile den wunderschönen Blick auf den Strand und sind uns einig: Ein grossartiger Ort zum Delta- und Gleitschirmfliegen. (Auf die nächste Reise nehme ich meine Gleitschirmausrüstung sicher mit.) Der Wind vom Meer war schwach und zum Soaren reichte es nicht. Unten am Strand ein ganz kleiner Campground der von Volunteers betreut wird. Wir hatten am Strand Lunch als zwei Franzosen und ein Aussie mit ihren Gleitschirmen aufkreuzten. Wir kamen ins Gespräch und sie fragten nach dem Startplatz. Mehr als einen Gleitflug gibt es nicht, der Wind ist zu schwach, meinten sie ebenfalls. Etwas später fuhren sie zum Startplatz, aber ihre Gleitschirme packten sie nicht aus. So war ich nur in Gedanken in der Luft!
Der William Bay National Park liegt 15 km westlich von Denham und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die mächtigen Granitfelsen im Meer und die traumhaften Badebuchten ziehen Besucher an. Die Felsformation "Elephant Rocks" sehen von oben tatsächlich so aus, als ob eine Elefantenherde im Wasser stehen würde.
In Denmark, auf dem Rivermouth Caravan Park, hatten wir einen sehr schönen Platz direkt am Wilson Inlet. Pelikane und "Little Pied Cormorant" und andere Wasservögel flogen immer wieder über den Campingplatz. Nur unweit entfernt gab es eine sehr grosse Ansammlung verschiedenster Wasservögel, die man aber nur aus Distanz mit dem Feldstecher beobachten konnte. Der geschützte Naturhafen Wilson Inlet ist für Angler ein beliebtes Ferienziel. Viele Besucher hatten ihre Boote auf dem Camp und sie pflegten ihr Hobby in den frühen Morgenstunden.
Valley of the Giant
Der Walpole-Nornalup National Park liegt an der Küste westlich von Denmark. Er wurde bereits 1910 erschlossen und über viele Jahre erweitert. Im berühmten Valley of the Giant wachsen die mächtigen Red Tingle Bäume. Schon auf der Fahrt in den National Park machten wir viele Zwischenstopps und bestaunten die grossen und hohen Bäume. Die seltenen Tingle Bäume wachsen nur im "Tal der Giganten" und diese haben entsprechend gigantische Ausmasse. Der "Red Tingle" erkennt man an der grau-roten Stammfarbe und ist der grösste Eukalyptus mit bis zu 20 m Umfang und einer Höhe von 75 Meter. Der "Yellow Tingle" hat eine gelbliche Rindenfärbung und wird etwa 35 m hoch. Diese Bäume, speziell der Red Tingle, wachsen nur in der Umgebung von Walpole zwischen dem Deep River im Westen, dem Bow River im Osten und innerhalb 10 km von der Küste. Das Gebiet umfasst etwa 6'000 Hektaren. Das Wort "tingle" stammt aus der Aboriginal Sprache und rot steht für die Farbe des Stammes.
Der Baum blüht zum ersten Mal nach 30 Jahren und produziert eine kleine weisse Blüte. Alle vier Jahre blüht der Baum im späten Sommer oder im frühen Herbst. Die "Tingle Trees" werden bis zu 400 Jahre alt. Die Baumriesen stammen noch von der Vorzeit und wuchsen schon vor 65 Mio. Jahren.
Tree Top Walk
Auf dem 600 m langen Rundweg spazierten wir zum Teil über die Baumwipfel hinweg. Der Rundweg besteht aus sechs Brücken von 60 m Länge, die auf sieben Pfeiler mit Stahlseilen befestigt sind. Der Weg steigt bis in eine Höhe von 40 m über dem Waldboden und zeigte uns einen wunderschönen Blick auf die Baumkronen. Obwohl nur wenige Personen unterwegs waren schwankten die Brücken leicht. Wir hatten das Gefühl, als sitzen wir in einer hohen Baumkrone. Wir machten den Rundgang gleich zweimal.
Der Tree Top Walk wurde im Jahre 1996 eröffnet und sechs Jahre später gabs bereits 1,1 Mio. Besucher. Anschliessend machten wir uns auf den Weg zum Ancient Empire Trail, wo wir die sehr grossen, alten Tingle Bäume bestaunten.(siehe Bildergalerie)
Von Walpole über Northcliffe erreichten wir Pemberton. Dort besuchten wir den kleinen Warren National Park, der ein 30 qkm grosses Karri Waldgebiet schützt. Eine besondere Attraktion sind die "Fire Lookouts" dieser Gegend. Diese Feuerwachausguck- Bäume haben eine interessante Geschichte und man kann sie besteigen. Wir studierten ein paar Infotafeln. Dort fanden wir auch einen Brief von einer "Fire Lookout woman" die auf dem Brandbeobachtungsbaum Dienst machte. Sie hat folgendes aufgeschrieben:
"Nun, da gehe ich nochmals auf den Baum. Er ist fast 58 Meter hoch bis zum Gipfel. Meine Arbeit ist dort zu sitzen und auf den Rauch zu achten. Ich muss ein Feuer früh entdecken. Ich erzähle meinen Freunden immer, dass ich einen Arbeitsplatz mit grosser Sicht habe. Es ist eine grossartige Aussicht. Du kannst meilenweit sehen, den Karriwald rundherum und einige Farmen dahinter. Es gibt 8 Ausgucke im Karriwald und alle sind besetzt während der Feuersaison. Wir telefonieren zum Stützpunkt, wenn wir Rauch sehen. Von dort rückt die Feuerwehrmannschaft aus, wenn es nötig ist. Mein Ehemann denkt, dass ich verrückt bin, diese Arbeit jeden Sommer zu machen.
Aber ich liebe diese Arbeit wirklich. Manchmal ist es langweilig und einige Turmmänner werden verrückt. Aber für mich ist es in Ordnung. Es ist friedlich und die Arbeit ist wichtig. Ich war ein wenig beunruhigt über das Hinaufklettern auf den Baum, als ich meine Arbeit begann. Aber bald gewöhnte ich mich daran. Wenigsten habe ich die Holzstäbe als Hilfe, um auf den Baum zu klettern. Nicht so wie früher, als sie die Baumplattform bauten.
Nachdem dieser Ausguck als geeignet ausgewählt wurde, stieg der Förster Jack Watson auf den Baum, um das zu bestätigen. Er war sich gewöhnt mit Stiefeln und einem Gürtel hinaufzuklettern. Er benötigte dazu 6 Stunden um hinauf- und hinunterzuklettern. Es war schwierig, bei diesem gewaltigen Baumumfang, er misst 7,3 Meter rundherum. Oben, bei ca. 39,6 Meter, musste er auch noch mit den Ästen kämpfen. Ich glaube es waren die grössten Anstrengungen von Mut und Ausdauer, die ich je in einem Wald von Australien gesehen habe und ich bin nicht allein, die das denkt. George Reynold, ein anderer legendärer Förster kletterte auf den Holzsprossen auf den Baum. Oben hat er einen grossen Ast abgeschnitten, der beim Herunterfallen einige Holzsprossen wegriss. Er musste auf dem Baum bleiben, während sein Mitarbeiter, Len Nicol, den beschädigten Baumabschnitt von unten reparierte.
Zu der Zeit als dieser Turm gebaut wurde, besuchte der Governor-General, die königliche Hoheit "The Duke of Gloucester", den Südwesten. Die königliche Gruppe erfreute sich an einem Picknick im Wald, während sie George zuschauten, wie er am Baum arbeitete. Deshalb heisst der Ausguck "Gloucester Tree". Dick Sproque war auch bekannt als Axtmann. Er war der erste Mann der zur Spitze eines Karribaums kletterte, während er eine Reihe von kurzen, spitzen Holzpfosten in den Baumstamm rammte, und so eine Leiter um den Baumstamm formte..."
Dieser Brief gibt einen guten Einblick in vergangene Zeiten. Wir staunen immer wieder, wie die Besucher von interessanten Orten sehr gut mit Abbildungen, Beschreibungen, Fotos und vielen Skizzen sehr ausführlich informiert werden. Oft können wir so den Pflanzen und den Tieren, die uns begegnen, die richtigen Namen zuordnen.
Besteigung des 75 m hohen "Dave Evans bicentennial Tree"
(Brandbeobachtungsbaum)
Im Südwesten sind die seltenen Karri- Jarrah- und Marri-Wälder ein beliebtes Reiseziel. Früher wie heute fürchtet man den Waldbrand, der in sehr kurzer Zeit einen grossen Schaden anrichten kann. Um einen Brand möglichst rasch zu entdecken baute man von 1937 - 52 auf sehr hohen Karribäumen und auf den höchsten Hügeln Beobachtungsplattformen. Dazu wurden die höchsten Karribäume einer Gegend ausgesucht. Der Bau eines "Fire Lookouts" war ein Abenteuer. Zuerst wurde der Baum auf seine Tauglichkeit untersucht. Dann baute man eine spiralförmige Leiter aus Eisenstäben. In ein vorgebohrtes Loch schlug man die Eisenstäbe in den Stamm. Ganz oben im Baum holzte man die Krone aus und errichtete eine Beobachtungsplattform.
Die Feuerwehrleute, welche in den Sommermonaten während der Waldbrandsaison Dienst hatten, brauchten für den Auf- und Abstieg fast eine Stunde. Heute werden zur Beobachtung Aufklärungsflugzeuge eingesetzt. Auf verschiedenen Info-Tafeln wird über die Arbeit vom "Towerman" berichtet. Im Förster Handbuch steht: Der Turmmann muss folgende Qualifikation mitbringen und beherrschen.
1. Er muss gute Augen und ein gutes Sehvermögen haben.
2. Er muss ein gutes Gehör haben, um das Telefon zu bedienen.
3. Er muss fähig sein, Landkarten zu lesen und vom Turm aus die Gegend erkennen.
4. Er muss gut mit Instrumenten umgehen u. zuverlässig Informationen geben können.
5. Er muss fähig sein, die Abgeschiedenheit zu ertragen, auf sich selber aufpassen und nüchtern sein.
Dass die Bewerber für solche Posten "schwindelfrei" sein müssen, steht nicht geschrieben. Noch stehen ein paar alte Feuerbeobachtungsbäume, andere hat man durch neue Stämme ersetzt. Heute können Touristen alleine und ohne Sicherung solche Bäume besteigen.
Der höchste Adlerhorst für die Waldbrandbekämpfung, der "Dave Evans bicentennial Tree", wurde 1988 neu gebaut. Die oberste Plattform ist 75 m über Grund. Eine erste Plattform ist auf 25 m Höhe und 130 Eisenstäbe sind verankert. Das Plattformgerüst mit fünf Etagen wiegt zwei Tonnen. Bei starkem Wind bewegt sich die oberste Plattform ca. 1.5 m in jede Richtung. Erreicht man die oberste Plattform hat man eine grossartige Rundsicht, ca. 40 km weit über den Wald und das umliegende Farmland.
So machte ich mich an den Aufstieg. Die dicken Eisenstangen waren gut verankert und an den Aussenenden mit einem Stahlseil untereinander verbunden. Mit den Wanderschuhen hatte ich guten Halt, einer der nach mir folgte, kam barfuss. Nach kurzer Zeit erreichte ich die erste Plattform. Dort wartete ich auf absteigende Besucher. Ein kreuzen unterwegs gibt es nicht. Ein wenig stieg das Herzklopfen, doch einen 75 m hohen Baum nur auf runden Trittstufen zu begehen, ist ein atemberaubendes Abenteuer. Zum Glück bin ich schwindelfrei. Regine wurde mit jedem Tritt ein bisschen Kleiner. Die einzelnen Eisenstäbe haben zum Teil unterschiedliche Abstände, was den Aufstieg nicht erleichterte. Gegen die Baumkrone hin waren die Eisenstangen fast senkrecht angeordnet, um die grossen dicken Ästen zu umgehen. Es folgten noch weitere vier Plattformen, die ich mit einer Leiter besteigen musste.
Der Ausblick war traumhaft. Da es nur wenig Wind hatte, wippte die Baumkrone mit den Plattformen kaum. Nach ein paar Minuten erreichte auch ein junger Aussie die oberste Plattform. Zusammen schauten wir über die grosse Waldfläche und knipsten ein paar Fotos. Auf den Waldboden sah man kaum. Die Baumkronen, meist tiefer liegend, verdeckten die Sicht. Beim Abstieg rückwärts musste man jeden Eisenstab einwenig ertasten, sonst steht man im Leeren. Auf der ersten Plattform warteten bereits zwei Besteiger auf meine Rückkehr. Die letzten 25 Höhenmeter Abstieg waren dann fast Routine. Einen Brandbeobachtungsbaum gratis, ohne Aufsicht und erst noch ohne Netz und Sicherungsseil zu besteigen, ist abenteuerlich, aber nicht gefährlich.
Busselton Jetty
Von Pemberton reisten wir zum Cape Leeuwin. Von dort gings der Küste entlang nach Margaret River, zum Cape Naturaliste und dann nach Busselton. Diese Gegend, auch "Cape-to-Cape Coast" genannt, ist sehr schön und zeigt neben den traumhaften Stränden auch andere Sehenswürdigkeiten. In dieser Region hat sich in den letzten 30 Jahren eine neue "industry" entwickelt. Auf unserer Fahrt sahen wir grosse Weinbaubetriebe und ihre Rebberge. Eine "Winery" folgte der Nächsten. Schön eingerichtete Einfahrten zu den Weinkellern laden zum Degustieren ein. Traditionell wird immer noch Landwirtschaft mit Rindern und Schafen betrieben. Uns interessierte mehr der alte Busselton Jetty, als die vielen verschiedenen Weinsorten, obwohl wir oft vor dem Nachtessen zum Apéro einen feinen Tropfen geniessen.
Die Geschichte des Landestegs ist sehr eindrücklich. Im Jahre 1865 wurde ein 150 m langer Steg für Frachtschiffe gebaut. Vorallem wurde damals sehr viel Bauholz und andere Güter verladen. Der Jetty baute man immer weiter ins Meer hinaus, bis er 1960 eine Länge von 1841 Meter erreichte. Dies machte ihn zum längsten, ganz aus Holz konstruierten Landesteg der südlichen Halbkugel. Es war das Bestreben immer tieferes Wasser zu erreichen. Im Jahre 1911 wurden dann Eisenbahnschienen eingebaut und die Pferdefahrzeuge durch eine Dampflokomotive ersetzt. Diese brachte dann gewaltige Mengen von Holz zu den vor Anker liegenden Schiffen. 1971 wurde der Betrieb eingestellt. Etwa 5'000 Schiffe wurden über diesen Jetty beladen. Die Stützpfeiler des Jetty bestehen hauptsächlich aus Jarrah Holz. Sie sind 16 m lang und zwischen 4-5 Meter tief in den aus Kalkstein bestehenden Meeresboden getrieben.
Heute wird der lange Jetty von den Touristen besucht, denn am Ende des Stegs befindet sich ein Observatorium. In einem grossen Betonzylinder, von 12 m Höhe und 9 m Durchmesser, kann man auf drei Geschossen die freie Unterwasserwelt bestaunen. Die grossen Stützpfeiler des Jetty sind mit vielen Lebewesen dicht bewachsen und bieten ein farbenprächtiges Naturschauspiel. Der Landesteg stellt ein grosses künstliches Riff dar, das mehr als 300 bekannte Spezien beherbergt. Durch die grossen 10 cm dicken Acrylfenster hatten wir eine tolle Sicht auf die vielfältige Unterwasserwelt bis auf den Meeresboden.
"Where the Wedge-tailed Eagle soars above the Mulgaplain..." oder unser letzter Outback-Trip auf den Spuren "the Goldfields"
Die Region südlich von Perth ist sehr gut touristisch erschlossen. Wir wollten noch einmal das echte Australien-Outback geniessen. Von den vierspurigen Strassen schon 100 km vor der Grossstadt und den immer dichteren verbauten Stränden hatten wir genug. So liessen wir Perth "links" liegen und nahmen Kurs auf Toodyay. Der kleine Ort mit etwa 800 Einwohner liegt 86 km nordöstlich von Perth. Der Name Toodyay stammt aus dem Aboriginalwort "duidgee" und bedeutet "place of plenty". Direkt beim Visitor Centre steht eine alte Getreidemühle.
Die Getreidemühle "Connors Mill" wurde 1870 gebaut. Das Mehl von dieser Mühle hatte eine sehr gute Qualität. Deshalb bekam das Mehl dieser Mühle in Melbourne bei einer Ausstellung 1870 eine Auszeichnung. Später wurde die Getreidemühle in ein "Stromhaus" für die Stadt umgebaut. Die Dampfmaschine erzeugte über einen Generator den Strom. Im 1921 zerstörte ein Feuer alle Maschinen. Nach dem Feuer wurde eine neue Gasmaschine im Anbau installiert, die Strom produzierte. Der Generator lieferte alle Tage von 16 Uhr bis Mitternacht Strom.
Früher war es üblich, dass die Leute so nah wie möglich am Arbeitsort lebten. So wohnte der Ingenieur mit seiner Familie unter dem Dach der alten Mühle. Es gab damals noch keine Treppe und die Wohnung konnten sie nur über eine Leiter erreichen. Hinzu kam der dauernde Lärm und der Rauch der Maschinen. Im Sommer wurde es sehr heiss unter dem Dach und im Winter waren sie froh über die Wärme der grossen Maschinen. Erst 1955 wurde Toodyay ans Stromnetz angeschlossen. Das einst stolze Gebäude war dann von 1955 - 75 verlassen.
Dann wurde die alte Mühle restauriert und komplett eingerichtet, so wie sie früher aussah. Die alte Dampfmaschine, die noch Strom erzeugte, betrieb auch noch alle Transmissionsriemen. Diese verlaufen quer über zwei Stockwerke und betreiben heute noch alle Maschinen und Gräte zur Vorführung. Besonders die Wohnung im Dachgeschoss mit dem Kochherd und Backofen, sowie das Schlafzimmer entlockte uns ein Schmunzeln. Mit alten Fotos, Tabellen und Preislisten aus dem Jahre 1850 blickten wir in vergangene Zeiten zurück und bekamen einen kleinen Einblick in das harte Leben von Toodyay. Eine alte Mühle kennt viele Geschichten.
Auf dem Weg von Toodyay über Doverin nach Kalannie sahen wir sehr viele abgemähte Getreidefelder, die für uns gewaltige Ausmasse hatten. Grosse Getreide-Zwischenlager stehen menschenleer in der Landschaft. Schade, dass wir nicht zur Erntezeit eine solche Region besuchen konnten. Heute kreuzten uns immer wieder lange Road Trains beladen mit Getreide und wir fragten uns schon, ob die riesigen Getreidelager bis zur nächsten Ernte wohl geräumt sind. In Kalannie, ein kleines Dorf mit einem Campground, übernachteten wir. Wir waren die einzigen Gäste mit einer grossen Schar Kakadus, die immer wieder mit einem Spektakel ihre Runden drehten. Auf der Gravelroad Richtung Norden fuhren wir zwischen dem Lake Goorly und dem Lake Moore zum Northern HYW nach Mt. Magnet in die Gascoyne-Murchison Region.
Jetzt sind wir wieder im "australischen Hinterhof". Die Landschaft mit ihren Mulgabüschen, steppenartig, oft eine Halbwüste und mit Salzseen, hat uns wieder. Keine Hektik in dem zeitlosen Land, nur Stille, Einsamkeit und die leuchtenden Farben begleiten uns. Wir sind beide richtige Outback Fans geworden und könnten wochenlang in der "Wildnis" leben. Nur zwischendurch müssen wir unsere Vorräte ergänzen, denn die Kühlbox in unserem Bushcamper hat ein beschränktes Volumen. Und Strom brauchen wir auch ab und zu. Sind wir auf den Pisten alleine unterwegs, kommen wir oft kaum vorwärts. Die vielen Stopps, hier eine Pflanze, dort ein Baum oder ein Tier, aber auch die farbige Landschaft sind für uns immer ein Grund zum Aussteigen. Wir sind langsam unterwegs, meist fahren wir zwischen 60-80 km in der Stunde und unsere Augen richten den Blick auf die endlose Landschaft. Auf der Strecke nach Mt. Magnet entdeckten wir zwei Adler. Wir würden diese Gegend auch gerne im Frühling besuchen, denn die wunderschönen, frabenprächtigen Wildblumen müssen eine Augenweide sein.
Mount Magnet ist eine 1'180-Einwohner Stadt mit einer Grösse von 13'877 qkm. Sie liegt am Fusse eines bekannten Berges, genannt "Warramboo Hill", was Camping place bedeutet. Bis vor kurzem war Mt. Magnet die älteste noch aktive Goldgräbersiedlung in Westaustralien.
Im Visitor Centre erfuhren wir, dass die Mine kürzlich geschlossen wurde und man hofft auf eine Wiedereröffnung mit einem neuen Besitzer. Wir machen uns mit hervorragenden Unterlagen vom Touristbüro auf die Suche nach den geschlossenen Minen. Der Mt. Magnet Tourist Trail führte uns zuerst zu "The Granits". Schöne Felsformationen, die zum Teil heute noch für die Aboriginals people von Bedeutung sind, leuchteten uns entgegen. Bei der ehemaligen Lennonville Railway Station und Townsite lagen nur noch verrostete Geräte, zerbrochenes Geschirr und Glas, so wie viele alte Eisenteile verstreut auf der Plattform.
Der nächste Halt machten wir beim Amphitheater, das sich als eine Felsformation entpuppte. Von dort fuhren wir zum "Mutter und Kind" Grab. Die Identität ist nicht bekannt. Sie starben während einer Typhusplage im Jahre 1908. Vom Mt. Warramboo Lookout hatten wir eine Aussicht auf die Landschaft und auf das offene Minengelände. Das grosse Minenareal mit einer riesigen Infrastruktur war geschlossen und es herrschte Stille. Durch den Zaun erblickten wir eine grosse Gummibelags-Rolle. Bestellt und geliefert noch vor der Schliessung der Mine. Zum Auswechseln der langen Förderbandbeläge kam es dann nicht mehr...!
Unterwegs nach Cue querten wir den Lake Austin. In der Landschaft zeigte er sich als weisser Strich, doch in der weiteren Umgebung sah man noch grosse Wasserflächen. Kurz vor Cue, auch eine alte Goldgräberstadt, begegnete uns ein Minen Road Train. Ich versuchte den langen Anhängerzug durch die Windschutzscheibe aufzunehmen.
Er hat eine beachtliche Länge und mit insgesamt 82 Räder ein wahres Monster. Müssen diese Pneus ersetzt werden wird es teuer. Solche und ähnlich lange Road Trains begegnen uns immer wieder. Ob die Giganten von vorne oder von hinten kommen, wir verlangsamen unsere Fahrt und drehen meist zum Strassenrand ab. Wenn ich schon an den Bremsweg eines solchen Anhängerzuges denke, der mit 80-100 km durch die Gegend fährt, ist ein grosser Abstand immer von Vorteil. Unsere Windschutzscheibe werden wir in Perth ersetzen, hat sie doch bereits ein paar Steine abbekommen. Der untere Riss in der Scheibe ist auf 35 cm, der obere auf 80 cm "gewachsen".
Der schöne Wasserspielplatz in Cue ist ein Bijou. Wir hatten gerade Lunch als sich dort ein paar Kinder abkühlten und vergnügten. Wir staunen immer wieder, auch in den entlegensten Gegenden wo noch ein paar Häuser stehen, gibt es meist einen Spielplatz, eine öffentliche Toilette und ist oft noch mit einer sehr schönen Barbecue-Anlage ausgerüstet. Meist sind solche Plätze zum Picknicken mit einem Schattendach, Tischen und Bänken ausgestattet. Viele haben noch Wasser, aber immer stehen Abfallcontainer bereit. Solche Infrastrukturen, meist immer sehr sauber gepflegt, gehören hier zum Alltag und sind in jedem kleinen Dörfchen anzutreffen.
Vorbei am Lake Nallan erreichten wir gegen Abend Meekatharra. Der Name des Ortes stammt von den Ureinwohnern und bedeutet "Ort mit ein wenig Wasser". Als J.F. Connolly 1890 zum ersten Mal Gold entdeckte, 50 km südlich vom heutigen Meekatharra, begann der "Goldrush". Dieser war dann der letzte grosse Goldfund für Jahrzehnte in der Murchison Region. Heute ist die Stadt ein Hauptversorgungszentrum für die östliche Murchison Region. Die Stadt ist ein Magnet für die Goldsuche der Touristen. Zwischen 1979 und 1995 gab es 36 offene Minen um Meekatharra. Wir waren erstaunt über die vielen alten und geschlossenen Minen, als wir diese Gegend durchquerten. Solche Minengruben sind meist mit zwei, manchmal drei, Steinwall-Hügeln umgeben und bilden so quasi eine Absturzsicherung. Ich überquerte die Steinwalls und lief dieser Abbruchkante entlang. Im farbenprächtigen Loch spiegelte die Landschaft auf der ruhigen Wasseroberfläche.
Das erste elektrische Licht in Meekatharra kam von einem Generator vom Royal Mail Hotel im 1914. Im 1982 hatte die Stadt die grösste australische "Solar power intallation". Diese wurde dann aber im 1987 wieder geschlossen und heute produzieren 7 Generatoren den nötigen Strom, 3,1 MW, für die Stadt und die Umgebung. Zwei grosse Öltanks mit je 260'000 Liter Öl stehen auf dem Stromgelände. Ein Öltank reicht für etwa 6 Wochen. Rechne den Verbrauch pro Tag aus.
Eine 192 km lange Piste führte uns durch eine rote Buschlandschaft nach Sandstone. Unterwegs trafen wir auf eine kleine Rindergruppe. Sie suchte entlang der Strasse etwas zum Fressen und wir fragten uns, wovon diese Tiere leben. Mitten auf diesem Streckenabschnitt begegneten wir noch einer kleinen Strassenbaugruppe. Solche Outback-Pisten werden auch unterhalten und gepflegt, sonst gibt es nach einem kräftigen Regen kein Durchkommen mehr. Meist bauen sie die neuen Pisten auf einem kleinen Damm, so dass das Wasser von der Piste abfliesst und diese nicht mehr aufgeweicht wird.
Sandstone, eine alte Goldminenstadt mit Geschichte. Im Jahre 1906 arbeiteten etwa 400 Männer in den Untergrund-Minen und fanden 35'285 "Ounces of gold" im Black Range Goldfield. Um 1907 hatte Sandstone bereits zwischen 6'000 und 8'000 Einwohner. Der Goldboom dauerte nicht lange, denn 1919 hatte sich die Bevölkerung bereits auf 200 Leute reduziert. Die Eisenbahnlinie nach Sandstone wurde 1910 eröffnet und im 1926 transportierte die Bahn 1'400 Wollballen von Standstone weg. In dem neuen, kleinen Freilichtmuseum mitten im Dorf erhält man einen grossartigen Einblick in das harte Leben dieser Gegend.
Heute leben in Sandstone 119 Einwohner. Der kleine Ort bietet den Touristen einen idealen Reisestopp. Historische Gebäude wurden schön restauriert und die alte "London Bridge" war schon vor über 100 Jahren ein beliebter Picknickplatz. Die Brücke ist ein Teil von einem 800 m langen "Breakaway". Diese Formation ist zwischen drei und zehn Meter hoch und man schätzt sie auf mehrere Millionen Jahre. Schade, dass wir nicht zwischen Juli und September diese Region besuchen können, wenn die Wildblumen blühen. Wir sehen immer wieder traumhafte Fotos von Wildflowers.

Auf dem 18 km langen Sandstone Heritage Trail sahen wir nicht nur "Geschichtliches". Auf einem Hügel überblickte ein prächtiger Adler die Landschaft und in der weiteren Umgebung gab es noch ein paar grosse Raubvögel in der Luft. Als wir von Sandstone Richtung Leinster fuhren sahen wir grosse Abraumhalden. Wir stiegen über die Steinwalls einer stillgelegten Goldmine und machten ein paar Fotos von der farbigen Minengrube. In der Ferne sahen wir ein paar grosse Vögel am Himmel. Regine eilte zum Fahrzeug, um das Tele zu holen.
Ich lief an der Abbruchkante entlang als plötzlich ein grosser Vogel hoch über uns kreiste. Ich legte mich an der Abbruchkante der Minengrube auf den Boden und machte mich sehr klein. Der Osprey kam immer näher und kreiste über mir. Dann stand er für eine kurze Zeit fast still über der Abbruchkante und soarte im aufsteigenden Wind.
Ich machte ein paar Aufnahmen und die Klickgeräusche von der Kamera blieben für ihn nicht ungehört. Nochmals kreiste der Osprey ein paar Runden über mir, bevor er entschied, dass ich für ihn nichts "Fressbares" hergab. In der Ferne sahen wir noch einige grosse Vögel, die in der aufsteigenden Luft in der Höhe kreisten. Ja, von oben hat man den besseren Überblick in dieser flachen Landschaft. Auf den nächsten 150 km nach Leinster erblickten wir noch über 10 grosse Adler. Zum Teil sahen wir sie am Strassenrand, wo sie sich über den Känguruh-Kadavern vergnügten. Aber auch auf Bäumen entdeckten wir ein paar Exemplare. Wie hiess es doch in den Reiseunterlagen dieser Gegend: "Where the Wedge-tailed Eagle soars above the Mulgaplain..."! Absolut zutreffend!
Bei diesem Zwischenhalt wollten wir eigentlich nur die tieferliegende Landschaft bestaunen, als wir beim Aussteigen gerade einen schönen Goanna erblickten. Nach ein paar Aufnahmen folgte ich ihm zu seiner Felsenhöhle, wo er sich ins dunkle Loch zurückzog. Ich sass bereits am Steuer und wir wollten weiterfahren, als wir den kleinen Geko gut getarnt vor unserem Fahrzeug sahen.
Wir haben Zeit beim Reisen und keine Termine unterwegs. So machten wir uns noch einmal an die "Arbeit" und versuchten ein paar Aufnahmen von diesem kleinen Tier zu machen. Links von meinem Knie liegt der kleine Geko im Sand und behält mich im Auge. Wir könnten noch tagelang so unterwegs sein, spannend und abwechslungsreich!

"Gwalia is a ghost town"
Die alte Goldgräberstadt ist wirklich eine Geisterstadt. Sie liegt nur 4 km südwestlich von Leonora. Im Jahr 1911 hatte die Stadt 3000 Einwohner, darunter waren viele Emigranten aus Italien und Jugoslawien. Sie kamen nach Gwalia und glaubten an ein besseres Leben. Sie bauten einfache Hütten aus Buschholz und Wellblech. Die aktive Stadt "starb" über Nacht vom 27.12.1963 als die Goldmine geschlossen wurde. Die Bevölkerung von 1700 Leuten reduzierte sich innerhalb drei Wochen auf 40 Einwohner. Zurück blieb eine Geisterstadt. Heute kann man die alten Wellblech-Hütten der Minenarbeiter besichtigen.
Manchmal hatten wir den Eindruck, als hätten die Bewohner ihre Hütten eben gerade verlassen. Wir sahen Kleiderschränke mit Inhalt, Betten, Stühle, Tische, Geschirr und vieles mehr. Die Minenarbeiter nahmen nur soviel mit, wie sie tragen konnten. Schade, dass man diese Geisterstadt nicht rechtzeitig erhalten hat. Die Wellblech-Hütten und die Einrichtungen verlottern immer mehr. Es wäre sinnvoll, diese Geisterstadt der Nachtwelt zu erhalten. Wir bekamen einmal mehr einen Einblick in das harte Leben der Minenarbeiter und deren Unterkunft. So konnten wir lesen, dass die Minenarbeiter für das Essen ca. 30 Shillings in der Woche bezahlten. Dies entsprach etwa einem Drittel von dem Wochenlohn.
Das Gwalia Museum zeigt eine reichhaltige Ausstellung über die Goldgräber Geschichte. Der alte aus "Oregon Pine" Holz gebaute Aufzugsturm ist ein Blickfang über das Museumsgelände. Mit diesem Aufzug zog man das Aushubmaterial von den Stollen an die Oberfläche. Die sehr grosse "1'000 hp steam winding engine" (1000 PS Dampfmaschine für den Seilzug) konnten wir in einer nebenstehenden Halle bestaunen. In einem Ausstellungsraum fanden wir einen Schrank voll Minen-Fachzeitschriften aus den Anfangszeiten der Goldmine. Wir schauten uns ein paar sehr alte Mining Journals an und tauchten ab in die alte Zeit.
Ein spezielles Ausstellungsstück ist "Ken", eine Dampflokomotive mit Wagen, die pro Jahr über 30'000 Tonnen Feuerholz zur Mine brachte, um die grossen Boiler zu heizen. Die "Sons of Gwalia Mine" wurde ab 1898 für einige Jahre von Herbert Hoover geleitet. Er wurde später der 31. Präsident der USA. Heute wird wieder in der Mine gearbeitet, der Abbau erfolgt im Untergrund. Vom Museumsgelände aus sahen wir direkt in die grosse offene Minengrube wo fast alles ruhte.
Menzies und seine Skulpturen
Von Lenonora reisten wir nach Malcolm und von dort nach Süden auf einer sehr schönen Nebenstrasse nach Kooknie und Menzies. Dieser sehr kleine Ort war früher eine grosse Goldgräberstadt. Heute ist Menzies mit dem Lake Ballard und seinen Skulpturen ein Geheimtipp. Im Jahre 1891 wurde das erste Gold in Menzies gefunden. In Kalgoorlie, ca. 130 km südöstlich von Menzies, eröffnetet man 1898 die Eisenbahnlinie. Zu dieser Zeit hatte die Stadt Menzies 13 Hotels, 3 Banken, 3 Brauereien, Schulen, eine Bibliothek und vier Kirchen. Auf dem Postoffice arbeiteten 25 Angestellte. Im Jahre 1910 hat die Bevölkerung von 5'000 Einwohner auf 1'000 Leute abgenommen. Heute hat Menzies noch 51 Einwohner und von jedem steht eine Skulptur im Lake Ballard.
"Death on the Goldfield"
Der Friedhof Menzies von 1896 liegt ausserhalb des Ortes. Wir waren überrascht von der Grösse und den vielen alten Grabstätten. Einige waren über 100 Jahre alt und beim Friedhofeingang konnten wir noch Einiges zum Thema "Death on the Goldfield" lesen. So heisst es:

"Der Tod war allgegenwärtig auf den Goldfieds. Das Leben war hart und bekam ganz plötzlich ein tragisches Ende. Die Fortune-seekers und ihre Familienmitglieder starben an Durst, Hunger, Hitzschlag, Typhus und Minenunfällen. Auch die Geburt, Krankheiten und aller Art von Unglücksfällen brachte den Tod. Es war nicht ungewöhnlich für die Leute, speziell für Frauen und Kinder, zu sterben. Die Sterblichkeit von Typhus war viel höher als an andern Orten in Australien. Der Alkoholmissbrauch, die mangelhafte Ernährung und der Minenstaub, so wie eine Vielzahl von Krankheiten haben dazu beigetragen, dass die Leute starben.
Schmerzlich, aber nicht überraschend war die hohe Selbstmordrate. Der erste Ausbruch von Typhus war in Menzies 1895. Zwischen 1895-1905 starben 105 Einwohner an Typhus. Einer von fünf Leuten die Typhus hatten, starb daran. So gab es etwa 500 Typhus-Fälle in Menzies. Die meisten Opfer waren zwischen 20 und 40 Jahre alt und waren Männer. Im Alltag gehörten diese Krankheiten zum Leben und es war eine grosse Geissel für die Stadt Menzies. Der Spaziergang durch diesen Friedhof ist eine Reise zurück, in eine Zeit wo das Leben unsicher und der Tod nie weit weg war."
(Ein Kindersarg aus dem Jahre 1911)
Nachdenklich besuchten wir einige alte Gräber und lasen die Inschriften auf den Grabsteinen. Viele Gräber waren nur mit einer Nummer versehen oder ein altes Kreuz markierte die Grabstätte. Was wir in den vergangenen Tagen über die grosse Region "The Goldfields" gesehen, gelesen und gehört haben, lässt uns den Geist der Pioniere in den Goldfeldern spüren. Diese Gegend zeigte uns einen grossartigen Einblick in die Vergangenheit, die wir bis heute kaum kannten.

"Inside Australia Art Project Sculptures"
Nur knapp 55 km von Menzies entfernt richteten wir unser Bushcamp am Lake Ballard ein. Der ausgetrocknete Salzsee begrüsste uns in der Abendsonne. Die leuchtend weisse Fläche und der rote Sand zeigte einen schönen Kontrast zum blauen Himmel. Im Abendlicht besuchten wir die Skulpturen-Ausstellung auf dem Salzsee.
Auf über 10 qkm sind die 51 verschiedenen Figuren verteilt, die der Künstler Antony Gormley aus Vanadium und Titanium gestaltet hat. Sie stellen die Einwohner von Menzies dar. Er hat die Einwohner mittels "Scans" übertragen und in einem drei dimensionalen Plan mit einer halben Million digitalen Koordinaten festgehalten. Die Kreuzpunkte durch den ganzen Körper reduzierte er um zwei Drittel und so entstanden die brillianten Skulpturen bezugnehmend als "insider".
Der Künstler Antony Gormley sagt:
"Der Insider zeigt eine Haltung in einer straffen, abstrakten Form "by the passage of the person's life". Draussen auf dem Salzsee bekommen sie einen "antennae in space" in einer Beziehung zu jedem Anderen, aber auch mit dem Land und der Grenze von unseren Perspektiven, dem Horizont."
Wir machten zweimal einen grösseren Rundgang auf dem Salzsee. Am Abend bei Sonnenuntergang zeigten sich die Skulpturen in wunderschönem Abendlicht. Wir stiegen auf den kleinem Hügel im Salzsee. Von dort hatten wir einen fantastischen Panoramablick auf die riesige weisse Fläche. (siehe Bildergalerie) Die vielen Skulpturen sahen wir nur als ganz kleine Punkte in der grossen weissen Ebene. Am frühen Morgen starteten wir nochmals vor Sonnenaufgang zu einem Walk. Neben den Figuren entdeckten wir auch sehr schöne Spuren von Emus, Känguruhs und anderen Tieren. Auf der Salzoberfläche konnten wir ihre Spuren über den grossen See verfolgen. Ganz allein verbrachten wir ein paar Stunden in dieser blau,rot und weissen Landschaft. Will man alle Figuren aufsuchen, muss man mindestens zwei Stunden unterwegs sein. Das feuchte Salz klebte an unseren Schuhen und auch wir hinterliessen Spuren auf dem See.
Eine Tafel auf dem "Snake Hill Lookout" informierte uns über diese Gegend. In den letzten 200 Jahren hatte der Lake Ballard nur 20 mal Wasser, so dass die Vögel hier brüten konnten. Zuletzt füllte sich der flache See 1995. Dann entstanden innerhalb von Tagen 5'000 Nester von den "Banded Stilts" rund um den Ballard Lake. Später, nach Wochen gab es etwa 70'000 Vögel in diesem Gebiet. Schade, hatte der See kein Wasser. Der Abschied vom Outback fällt uns nicht leicht. Wir haben die grossartige, rote Landschaft mit ihren Bewohnern in unser Herz geschlossen.

Bildlegende
In Yallingup knipsten wir ein paar Fotos nach Sonnenuntergang. Ich glaube, die letzten Silhouettenbilder machten wir vor bald 33 Jahren auf unserer Hochzeitsreise im Nordkap. Die Mitternachtssonne zeigte damals auch unser Profil und über die "Bildlegende" waren wir uns einig. Wir waren beide jung und träumten von einer gemeinsamen Zukunft. Als ich Regine diesmal einen Bildlegenden- Vorschlag unterbreitete, protestierte sie heftig. "Du musst schreiben: Alter Mann und junge Frau im Abendlicht," sagte sie. Nachdenklich schaute ich mich genauer an. Die Silhouette zeigte mich ja in schwarz. Keine weissen Haare, die Haut schön braun und Stirnfalten sind auch keine sichtbar. Im Laufe der Zeit gab es bei uns auch Veränderungen. Während die meisten Leute mit der Zeit älter werden, gibt es halt doch Ausnahmen. Und das ist auch gut so. Die Bildlegende, die ich nun vorschlug, gefällt uns besser. "Together on the way" oder in der Schweiz würden wir sagen "zäme unterwägs".
Zum Abschluss vom Monat März das Bettmümpfeli von Regine und Walter:
"Dies ist eines jener Bilder, an das wir uns noch Jahre später erinnern. Es wird uns immer wieder ein Lächeln auf's Gesicht zaubern!"
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