Reisebericht

01.08.08 - 31.08.08 Darwin - Alice Springs
Story Nr. 6 "Bemang"
Das ist kein Witz! Am 1. August schrieben wir die letzten Zeilen für die Homepage vom Monat Juli. Da musste ich mal "austreten" und entfernte mich ein paar Schritte vom Auto weg. Ich war keine 20 m von unserem Fahrzeug  entfernt, entdeckte ich einen Bemang (Frilled-necked Lizard). Schnell holte ich meine Fotoausrüstung und ich konnte das einzigartige "Urtier" aufnehmen. Die ersten Fotos waren kaum brauchbar, so aufgeregt war ich. Eine Kragenechse bekommt man ja sehr selten vor die Linse. Ich stand Aug in Aug dem ca. 60-70 cm grossen Bemang gegenüber im einem Abstand von etwa 4 m. Für gute Aufnahmen brauche ich immer das Stativ, oft auch das Teleobjektiv. Als ich mich nach jedem "Klick" ein wenig näherte, lief der Bemang auf den Hinterfüssen davon, wobei sein "Gehen" eher wie ein "Davon-Tanzen" aussah. Mitten in der Sonne stehend näherte ich mich langsam. Plötzlich stellte er seinen Kragen im Nacken drohend gross auf. Ich blieb stehen und rührte mich nicht. Wir beobachteten einander eine zeitlang und ich unterliess das Knipsen. Nach einer Weile legte er den Kragen zurück und trippelte zum nächsten Baum. Flink kletterte er auf ca. 2,5 m Höhe, schmiegte sich am Baumstamm an, so dass man ihn von weitem kaum erkennen konnte. Nun stellte ich das Stativ im Abstand von etwa 3 m auf und bei jedem "Klick" richtete er sein Gesicht in meine Richtung. Nun verharrten wir eine Weile, ruhig, nur betrachtend und staunend. Als er mich nicht als Feind einordnete, kletterte er den Baum herunter, tänzelte an mir vorbei und verschwand im weiten Bush.
Bereits vor Wochen haben wir Info-Tafeln über Lizards gesehen. Vor Tagen fuhren wir am späten Nachmittag eine kleine Bushstrecke, auf der Suche nach Kragenechsen. Der Monat August hat uns am ersten Tag ein unvergessliches Highlight geschenkt. Nun schauen wir unterwegs die Bäume oft genauer an, man weiss ja nie...
Ende Juli reisten wir über Katherine und Pine Creek in den Litchfield National Park. Im Park besichtigten wir zuerst die "Magnetic Termite Mounds". Die grossen, flachen, nach oben keilförmig geformten Termitenbauten sind nach der Sonnenstrahlung in Nord-Süd Richtung ausgerichtet. Auf Info-Tafeln wird beschrieben, dass die Magnetic Termiten ihre Nester meistens auf Boden mit "Pools" bauen und mit kalter Luft in der Nacht. Am Tag werden die gebauten Teile von der Sonne getrocknet.
Andere Arten von Termiten ziehen in den Unter-grund um den Temperaturunterschied auszugleichen. Die Magnetic Termiten haben keinen Zufluchtsort im Untergrund, wegen der regelmässigen Überflutung. Deshalb konstruieren sie ihre Nester in keilförmigen Platten, welche sich nach der Sonne richten. So erreichen sie für den Tag eine stabile Temperatur auf der östlichen Seite. In der trockenen Jahreszeit bewegen sich die Magnetic Termiten auf die östliche Seite, welche sich rasch erwärmt. (siehe Bild links) Am späten Morgen ist die Vorderseite angenehm warm und bleibt so für den Rest des Tages. Die Termiten bewegen sich am Abend zurück ins Zentrum des Nestes, wo die Temperatur kühl ist.
Der Natur ein bisschen auf den Grund gehen, ist für uns immer wieder eine spannende Herausforderung. Wir staunen oft über die hervorragenden Info-Tafeln, auf denen mit Zeichnungen und Texten über die Geologie, Flora und Fauna ausführlich berichtet wird.
Einen fünf Meter hohen und etwa 50 Jahre alten Bau bewohnen die "Grass eating Cathedral Termites." Ein mächtiger Bau der den Besucher ins Staunen versetzt. (Bildergalerie) In der üppig tropischen Vegetation machten wir einen Zwischenstopp bei den Florence- und Wangi-Falls. Die idyllisch gelegenen grossen Badepools zeigten "Strandbad-Rummel" in der Hochsaison. Der National Park ist mit sehr guten Strassen ausgebaut und zieht entsprechend viele Besucher an. Wir suchten deshalb ausserhalb der grossen Pools eine Badegelegenheit. Nach dem "Shady Creek Walk", der durch einen schattigen Regenwald-Abschnitt führte, fanden wir am Ende des N.P. am Walker Creek, einen kleinen Bach, wo wir uns abkühlten. Am späten Nachmittag verliessen wir im Norden den N.P. und fuhren auf der Schotterpiste via Berry Springs Richtung Darwin.
Darwin, die Hauptstadt des Northern Territory mit 114'000 Einwohnern, erreichten wir auf dem vierspurigen Highway. Eine rechte Umstellung nach dem Outback, mussten wir doch wieder auf Ampeln, Fahrspuren und viel Verkehr achten. "Darwin City a tropical paradise" mit über 75 ethnischen Gruppen in der Region, bietet dem Besucher eine Vielzahl von Attraktionen. Im Norden von Darwin richteten wir uns auf dem Camping für ein paar Tage ein. Beim Mindil Beach Sunset Market, einem "Touristen-Märit" trafen wir bekannte "Globetrotter", die wir auf unserer bisherigen Reise kennen lernten. Viele Reisetipps wurden ausgetauscht und über aussergewöhnliche Erlebnisse berichtet. Gegen Abend füllte sich der Strand mit vielen Besuchern, die mit einem kühlen Getränk der untergehenden Sonne entgegen schauten. Tags darauf besuchten wir die schöne Fussgängerzone im Zentrum und machten einen Walk zum Parlamentsgebäude.
Der Besuch der restaurierten Werftanlage, Stokes Hill Wharf, führte uns auf einem hohen Steg ins Meer hinaus. Auf dem Parkplatz über dem Meer schauten wir in die Tiefe und staunten, dass die Aussicht ohne Geländer auch seinen Reiz hat. Dawins Küste entlang entdeckten wir die Cullen-Bay. Für kurze Zeit blickten wir in eine andere "Welt". Die Villen mit ihren Parkanlagen und den grossen Yachten am Privatsteg überboten sich an Grösse und Vielfalt. Damit man zu jeder Zeit Zugang zum offenen Meer hat, unabhängig vom Tidenhub, gibts eine grosse Schleuse. Wir schauten eine Weile bei der Schleuse den ein- und ausfahrenden Yachten zu. "Really, Darwin City a tropical paradise".
Regine sass am Steuer als wir bei der Abzweigung Arnhem Highway zum Kakadu National Park unseren ersten "Platten" bemerkten. Walters Sprüche blieben natürlich nicht aus, ...auf einer schönen Teerstrasse einen Plattfuss! Nach dem Radwechsel suchten wir eine Reparaturwerkstatt, denn ohne Ersatzrad in den Bush ist nicht ratsam. An diesem Montag war in Darwin und Umgebung alles geschlossen, aber wirklich alles. Es war "Picknick-Day", ein grosser Feiertag in dieser Region. So übernachteten wir nochmals in Darwin, bevor wir uns auf die fünftägige Rundreise durch den Kakadu N.P. aufmachten.
Der mit 20'000 qkm grösste National Park Australiens bietet dem Besucher eine grandiose, abwechslungsreiche Landschaft. Wir entdeckten die wild-rauhen Sandsteinflanken des Hochplateaus, die weitläufigen Waldgebiete, Schluchten und Wasserfälle und die ganzjährigen, ausgedehnten Feuchtgebiete. Hinzu kommt eine grossartige Tier- und Pflanzenwelt. Auf dem Rundweg in Ubirr und in den Nourlangie Rocks sahen wir hervorragende Aboriginal- Felszeichnungen, die von den Rangern vor Ort ausführlich erklärt wurden. So erhielten wir einen tollen Einblick in die sehr alte Aboriginalkultur. Die Bush Camps im Park überraschten uns mit einer sehr guten Infrastruktur, inkl. Warmdusche. Weit verstreut sahen wir beim Einnachten die kleinen Feuer auf den weit auseinander liegenden Plätzen. Vor Cooinda besuchten wir das Warradjan Aboriginal Cultural Centre. Die interessante Ausstellung über die Kultur, Geschichte und Traditionen der Ureinwohner im Kakadugebiet begeisterte uns.
Am Donnerstag, 7. August war um 04.45 Uhr Tagwache. Um 06.30 Uhr standen wir am Bootssteg bei Yellow Water, einer grossen Inlandlagune des South Alligator Rivers. Pünktlich um 06.45 Uhr gleiteten drei vollbesetzte Boote fast lautlos dem Ufer entlang. In der aufgehenden Sonne zeigten sich viele Wasservögel und andere Tiere dem Ufer entlang. Aus nächster Nähe beobachteten wir Seeadler, Eisvögel, Jabirus, Krokodile und eine grosse Zahl Wasservögel, deren Namen wir noch nicht kennen. Zwischendurch flogen ganze Vogelschwärme dem See entlang. Sie liessen sich auf Bäumen und Büschen nieder und hielten Ausschau nach Futter. Dieses Feuchtgebiet ist in der Regenzeit überschwemmt und in der Trockenzeit ein wichtiger Zufluchtsort für Tiere. Für uns war die zweistündige Bootsfahrt viel zu kurz, denn unser "Entdeckungshunger" war noch nicht gestillt. Tiere in der freien Wildbahn beobachten ist für uns immer ein ganz grosses Erlebnis.
Die Fahrt zu den Jim Jim Falls und den Twin Falls war auf den letzten 15 km eine echte Herausforderung. Bei der Tafel "Only 4WD vehicles beyond this point" schalteten wir auch von "free" auf "lock" und sperrten die Freilaufnaben an der Vorderachse. Sand mit tiefen Furchen, enge, kurvenreiche, steinige und hügelige Abschnitte wechselten mit bachbettartigen Strecken. Zum Glück hatte der Jim Jim Creek nur mässig Wasser. Die Wasserstands-Messlatten markierten eine Höhe von ca. 50 - 60 cm, so dass wir die Schuhe im Auto nicht ausziehen mussten. In unserem Trackbuch gut vermerkt: "Ein offroad Highlight". Der Wanderpfad zu den Twin Falls, mit der kleinen Bootsfahrt dazwischen, führte uns mühelos vor Sonnenuntergang zum Wasserfall. Dagagen kamen wir beim Walk zu den Jim Jim Falls arg ins Schwitzen. Über Stock und Stein, rauf und runter und auf allen Vieren bewältigten wir den anstrengenden Pfad. Obwohl der Jim Jim Falls kein Wasser führte, gönnten sich dort einige junge Besucher ein erfrischendes Bad im Pool in idyllisch, farbenprächtiger Umgebung. Die Fahrt zu einem attraktiven Ort ist für uns immer ein grosser Höhepunkt. Oft fragen wir uns, was kommt nach der nächsten Kurve, wie sieht es hinter dem nächsten Hügel aus, oder wo und wie geht es weiter. Es liegt immer eine gewisse Spannung und Neugier in der Luft, wenn wir solche Bush-Tracks fahren. Wir setzen uns mit der langsam vorbei ziehenden Landschaft auseinander. Dann erleben und spüren wir, dass der Weg unser Ziel ist. Sind wir dann vor Ort, ist der mühsame Pfad rasch vergessen und wir betrachten staunend und ruhig, oft nachdenklich, was die Natur über jahrtausende geschaffen hat.
Nach fünf Tagen verliessen wir den Kakadu National Park und reisten in südlicher Richtung nach Katherine. Dort besuchten wir die School of the Air. Für Kinder und Jugendliche im Outback und in den dünn besiedelten Gebieten gibt es Fernunterricht. Die Katherine School of the Air hat das grösste Klassenzimmer der Welt. Sie unterrichten dort über eine Zone von 800'000 qkm, welches das halbe Northern Territory abdeckt. Sie bilden Schüler aus in den verschiedenen Schulstufen im Alter von 4 - 15 Jahren. Zur Zeit haben sie 208 Schüler aus den unterschiedlichsten Orten, wie abgelegenen Farmen oder Aboriginal-Communities. Aber auch aus Gebieten mit Bergbausiedlungen, Strassenbaulagern und für einige die in Australien herumreisen. Das Schulmaterial wird den Schülern zugeschickt und zweimal pro Jahr kommen sie nach Katherine und besuchen den Schulunterricht bei ihren Lehrern. Während unserem Besuch erhielten wir einen interessanten Einblick in eine Lektion. Der Schüler zuhause sieht und hört den Lehrer was er macht und an die Wandtafel schreibt. Der Lehrer jedoch hört nur den Schüler. Antwortet ein Schüler, erscheint auf dem Bildschirm des Lehrers ein Schülerfoto. Für die Lehrkräfte ist es eine besondere Herausforderung nur vor Kameras zu unterrrichten.
Östlich von Katherine liegt der Nitmiluk National Park. Dort besuchten wir die Katherine Gorge, die aus 13 aneinander gereihten Schluchten besteht. Auf dem schönen Campground mit Pool richteten wir uns für die nächsten vier Tage ein. Am Morgen und am Abend zeigten sich Wallabies und eine grosse Zahl farbiger Vögel auf dem Platz. So sahen wir an einem Abend in der Dunkelheit ganz nahe sieben Wallabies, darunter auch ganz kleine und eines noch im Beutel der Mutter. Sie suchten auf dem Boden nach Samen die tagsüber von den Bäumen fielen. Nach dem Frühstück, kaum weg vom Tisch, werden auch schon die Brosamen aufgepickt. An den Wasserpfützen bei den Bewässerungsanlagen vergnügten sich grosse bunte Sittich-Schwärme. Nach dem langen Walk in die Butterfly Gorge zum Katherine River suchten wir am Nachmittag das Schwimmbad auf. Am Abend beim Barbecue trafen wir junge Schweizer-Globetrotter und nach dem Nachtessen tauschten wir Reise-Infos und Erlebnisse aus. Bis spät am Abend sassen wir zusammen und lachten viel. Wirklich schön, wenn "Jung und Alt" sich auf dem grossen Kontinent treffen. Das macht Spass!
Auf dem Stuart HWY Richtung Süden, in Mataranka, kann man die Gedenktafel der Autorin Jeannie Gunn kaum verfehlen. Mit dem 1908 verfassten Roman "We of the Never Never" prägte sie den klangvollen Namen "Never Never Land" dieser Region. Im Northern Territory gilt dieser Ausdruck für das Outback. Die warmen Thermalquellen von Mataranka sprudeln in mitten tropischer Vegetation. Ein kleiner Pool lädt zum Bade ein, doch wir hatten warm genug. Der Abstecher zur Daly Waters Pub ist ein Muss auf dem Stuart Highway. In der echten, alten Bushkneipe könnte man lange verweilen, wollte man alles an Wänden und Decken ausführlich studieren. Von T-Shirts, Unterwäsche, Geldnoten, Zeitungsberichten, Visitenkarten, bis hin zu alten Geräten findet der Besucher viele Touristen-Requisiten. In einer Ecke, im gut besuchten Pub, flimmerte die Olympia-Übertragung im Schwimmen über den Bildschirm. Vor der Bushkneipe zeigte eine sehr interessante Wanderausstellung mit alten Fotos und Berichten die Durchquerung der ersten Süd-Nord Route vor 100 Jahren. Das original Fahrzeug mit entsprechendem Zubehör war ausgestellt und in den alten Abbildungen und Beschreibungen spürte man den Pioniergeist dieser Entdecker.
Etwa 100 km südlich von Tennant Creek übernachteten wir bei den "Devils Marbles". Die Steinformationen, eine grosse Ansammlung mächtiger Felskugeln aus Granit, türmen sich podestartig übereinander. In der Mythologie der Aboriginals sind dies die Eier der Regenbogenschlange, die zur Erschaffung der Welt beigetragen hat. Diese Teufelsmurmeln sind ein sehr beliebtes Fotomotiv am Abend und bei Sonnenaufgang.
Im blauem Himmel leuchten die grossen Graniteier märchenhaft. Am Morgen, bevor die Sonne sich am Horizont zeigte, kletterten wir auf die schönsten Aussichtspunkte und erfreuten uns bei eisiger Kälte an den schönen Farbveränderungen.
In Alice Springs, der wichtigsten Stadt im roten Herzen des Kontinents, besuchten wir den Desert-Park. Dort sahen wir Pflanzen, Tiere und Landschaften der Wüste und hörten lehrreiche Details zum Leben im "Nichts". Auf dem grossen Rundgang betrachteten wir die Wüste mit anderen Augen. Was wir bisher als trocken, karg und leer wahrnahmen, zeigt uns der Park, dass die Wüste wirklich lebt. In den drei sehr grossen Lebensräumen, Wüstenfluss-Biotop, Sandland-Biotop und Steppenlandschaft erblickten wir eine sehr grosse Anzahl von Vögeln und Pflanzen aus der Zentral-Australischen Wüste. Im Nachttierhaus bestaunten wir verschiedene gefährdete Tierarten, die in der Dunkelheit recht aktiv waren. In dem über vierstündigen Rundgang lernten wir sehr viel über die Wüste und deren Bewohner. Wir wussten, dass die Wüste "lebt", doch über den grossen Tier- und Pflanzenreichtum in dieser Landschaft waren wir doch überrascht.
Die Vorführung der frei fliegenden Vögel im Park überzeugte und brachte uns zum Staunen. Der australische Baumfalke, die Schleiereule, der Bussardmilan, der Schwarzmilan, der Habichtsfalke und der Keilschwanzadler zeigten ihre typischen Verhaltensweisen. Während die Vögel über die Köpfe der Besucher hinweg flogen, wurde ihre Verhaltsweise erklärt. Der Bussardmilan isst auch gerne Emueier. Diese sind aber zu gross, dass er sie mit Hilfe seines Schnabels oder Klauen aufbrechen kann. Das Emuei wird auf den Boden gelegt und es dauerte nicht lange, bis sich der Bussardmilan auf einen Ast im Baum setzte. Kurz darauf flog er zum Emuei und nahm einen Stein in den Schnabel. Dieser schmetterte er mehrmals mit voller Kraft auf das Emuei bis es an einer Stelle aufbrach und er an den Inhalt kam. Dann flog er weg und verschwand im blauen Himmel. Nach diesem Parkbesuch, wo wir an über 30 Stationen auf deutsch viel Wissenswertes erfahren haben, gehen wir nun mit offeren Augen und mehr Aufmerksamkeit durch die Wüsten.
Wüstenlandschaften haben mich schon immer fasziniert. 70% von Australien ist Wüste. Nun sehen wir täglich, dass die Wüste eine lebendige und geheimnissevolle Landschaft ist, die es zu entdecken gilt. Noch müssen wir unsere Augen trainieren, um den erstaunlichen Artenreichtum wahrzunehmen.
Warum ist der Wüstensand rot?
Der Wüstensand kommt von den Bergen abgenutzter Steine. Die Steine enthalten Eisen. Die Erosion zersetzt Steinchen in unzählige, winzige Teilchen und das Eisen verwittert. Das "Rot" das man sieht, ist also Rost. Als der Wind durch diese Landschaft wirbelte, die vor 18'000 Jahren noch viel trockener und windiger war, formte er aus dem Sand Dünen. Jetzt sind die Dünen einigermassen stabil. Die Vegetation hilft ihnen dabei. Aber die Stabilität ist zerbrechlich. Verschiedene Aktivitäten von Mensch und Tier können die Pflanzen beeinträchtigen, die alles zusammenhalten. Wir müssen die Dünen so lassen, wie sie von Natur aus sind. Auch wenn wir durch grosse Wüstenlandschaften fahren, bleiben wir auf den angelegten Wegen. Das sind wir der Natur schuldig!

Bevor wir uns in die West MacDonnell Ranges aufmachten, wollten wir noch etwas über den "Flying Doctor Service" erfahren. Die Alice Springs Base von Flying Doctor deckt ein Gebiet im Radius von über 600 km rund um Alice Springs ab. In dieser Region leben ca. 36'000 Personen von denen etwa 90% Aborigines sind. Die Sprechstunde und Diagnose erfolgen heutzutage hauptsächlich telefonisch und Patienten werden nur auf Veranlassung eines Arztes mit dem Flugzeug zu einem Krankenhaus geflogen. In Alice Springs sind vier einmotorige Pilatus PC12 Flugzeuge, die von acht Piloten geflogen und von drei Ingenieuren gewartet werden. Diese Flugzeuge können bis zu vier Personen mitnehmen und decken die Region in ca. eineinhalb Stunden ab. Der Royal Flying Doctor Service verfügt über 22 Basen und 5 medizinsche Einrichtungen. Er deckt 80% des australischen Kontinents ab und insgesamt sind 51 Flugzeuge in Betrieb. Er ist für alle National Health Service krankenversicherten australischen Bürger kostenlos. Die Kosten für internationale Besucher sind normalerweise über die Reisekrankenversicherung gedeckt.
Die 160 km lange Bergkette der West MacDonnell Ranges begleitete uns auf der Namatjira-Route. In der sonst flachen Landschaft ist die Bergkette mit ihren durchbrechenden Schluchten und Felswänden eine schöne Abwechslung. Beim Besuch der "Simpsons Gap" entdeckten wir in der engen Schlucht zwischen schattigen, grossen Felsbrocken ein paar Felskänguruhs (Rock Wallabies). In der ausgetrockneten Flusslandschaft leuchteten die weissen Ghost Gums (Eukalypten) in der Morgensonne. In der "Standley Chasm" Schlucht, mit den hohen, roten Felswänden kann man über die Mittagszeit kaum Fotos ohne Besucher knipsen. Trotz "Fussgängerstau" in der Schlucht an diesem sonnigen Tag, lohnte es sich die Naturschönheit zu besuchen. In der "Serpentine Gorge" am Wasserloch hatte es nur noch wenige Besucher und in der "Ormiston Gorge" auf dem 3-stündigen Pound Walk waren wir dann fast alleine unterwegs. Auf diesem Walk bestiegen wir einen sehr schönen Lookout. Der Ausblick bot eine grossartige Rundsicht über die Bergkette. In der ausgetrockneten Flusslandschaft ging der Wanderweg zurück. Dort entdeckten wir sehr schöne, fliederfarbene Felsbrocken. (Bildergalerie) Am Abend richteten wir unser Lager im herrlich gelegenen National Park Camping vor der "Redbank Gorge" ein. Auf einem erhöhten Hügel erlebten wir einen traumhaften Sonnenuntergang und das Feuer gab uns warm bis in die dunkle Nacht hinein.
Von Hermannsburg, einer alten Missionsstation, waren wir sehr enttäuscht. Der weit herum verstreute "Müll" passte nicht in diese Landschaft. Dass der kleine Ort mit Shop, Tankstelle, den weissen, alten Missionsgebäuden und den paar Häusern der Einheimischen sich in der Müll-Landschaft wohl fühlt, konnten wir nicht verstehen. Bei der Tankstelle kauften wir das "Mereenie Loop Permit", welches uns erlaubte, die 154 km lange Piste zum Kings Canyon zu befahren.
Vorgängig besuchten wir noch das Palm Valley, bekannt für seine vielen Livistona-Palmen. Der Weg führte zum Teil durch das sandige Flussbett des Fink Rivers. Auf dem sehr schönen N.P. Camp übernachteten wir. Tags darauf versuchten wir die letzten Kilometer, durchsetzt von Felsplatten und grossen Steinen, zu bewältigen. Etwa 500 m vor dem "Felsground- Parkplatz" stellten wir unser Fahrzeug ab und gingen zu Fuss weiter. Unterwegs trafen wir dann mehrere Felsbrocken und Steine, die alle mit der Fahrzeugunterseite Kontakt hatten. Das wollten wir unserem Fahrzeug ersparen, trotz den montierten Schutzplatten am Unterboden. Auf dem Arankaia Walk, der uns auch einen Blick von oben ins Palm Valley zeigte, erfreuten wir uns an der einzigartigen Naturlandschaft.
Auf der Mereenie Loop Road hatten wir Glück. Auf einer Länge von 150 km hatten die "Grader" sehr gute Arbeit geleistet. So konnten wir eine wellblechfreie Piste mit dem fünften Gang fahren und eine konstante Staubfahne folgte uns. Pötzlich war die Strecke ganz perfekt planiert und fast ohne Fahrzeugspuren. Kurz darauf erblickten wir die "Strassenmacher" und der Grader stoppte sein Ungetüm bei unserem Fahrzeug. Wir wechselten ein paar Worte miteinander und dankten ihm für die perfekt planierte Piste. "Nur noch 25 - 30 km hartes und ausgefahrenes Wellblech bis zur Teerstrasse," meinte er von seiner Fahrerkabine aus. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck schloss er seine Kabinentüre und verabschiedete sich mit einem Lächeln. Ein Dankeschön von Touristen für seine Arbeit war für ihn eher ungewohnt. Dann folgte wirklich eine knallharte Wellblechpiste, die wir dann entsprechend langsam fuhren.
Die Hauptattraktion im Watarrka National Park ist Australiens grösste und tiefste Schlucht, der Kings Canyon. Die Schlucht, in der die roten Sandsteinfelsen fast senkrecht in die Tiefe stürzen, zeigte einzelne Felspartien, deren Oberfläche ganz glatt sind. Mitten in der kargen Felslandschaft besuchten wir den "Garden of Eden", eine Oase mit einem natürlichen See, an dessen Ufer Palmen und Farmbäume gedeihen. "Lost City" nennt sich eine bizarre Felslandschaft, in der sich durch Winderosion Steinformationen gebildet haben, die wie Häuser und Strassen aussehen. Der vier stündige Walk führte uns entlang den Felswänden hoch über der Schlucht. Wir liessen uns viel Zeit und versuchten nahe beim Abgrund die überhängenden Felspartien im Bild festzuhalten.
Im Land der Anangu-Einwohner befinden sich die berühmtesten Felsformationen. Der Uluru (Ayers Rock) und die Kata Tjuta (Olgas) sind die ganz grossen Touristenmagnete. Nach dem Sonnenaufgang am Uluru besuchten wir das "Uluru Kata Tjuta Cultural Centre".
Auf der Rundwanderung um den Uluru entdeckten wir die Schönheit des roten Felsens. Vorbei an Höhlen, Verwerfungen und heiligen Stätten mit Felsmalereien erfreuten wir uns an dem schönen Walk. Die "Sunset Viewing Areas" besuchten wir an zwei Abenden. Das traumhafte Farbenspiel bei untergehender Sonne ist einmalig. Der Aufstieg auf den Felsbrocken war für uns kein Thema. Nach dem Willlen der Ureinwohner sollte man eine Besteigung unterlassen. Dafür machten wir uns auf den Weg zu den ca. 50 km entfernten Olgas. Auf der drei stündigen Rundwanderung durch das "Valley of the Wind" erlebt man sehr eindrücklich die mächtigen Proportionen der Kata Tjuta. Nach drei Übernachtungen im Ayers Rock Resort verliessen wir die grössten Natur- und Kulturschätze Australiens.

Story Nr. 7 "Wie wird das Wetter?"
Diese Frage war bis Ende August überflüssig. Seit wir Perth am 22.05.08 verliessen war uns der Wettergott immer gut gesinnt. Rund 100 Tage ununterbrochen immer blauer Himmel und Sonnenschein, mit zwei Ausnahmen. Eine solche Schönwetterperiode hatten wir noch nie erlebt. Natürlich gab es zwischendurch mal ein paar kleinere oder grössere Wolken am Himmel. Etwa 85 Tage hatten wir wolkenlos und nur blauer Himmel. Das Wetter war nie ein Thema! Regen gabs nur am 9. Juni und 28. August auf unserer Reise. Der Niederschlag war dann heftig, aber nur von kurzer Dauer. Kaum war alles so richtig nass, kam auch schon die Sonne wieder. Und wie wird das Wetter morgen: Keine Frage, schön!

 

Die vielen guten Bettmümpfeli machen es uns nicht leicht, einen Spruch zu bestimmen. Weil wir auf unserer Reise sehr viel Glück erleben, wählten wir dieses Bettmümpfeli aus.
"Heute ist der Tag, um glücklich zu sein! Gestern: schon vorbei! Morgen: kommt erst noch. Heute: der einzige Tag, den du in der Hand hast. Mach daraus deinen besten Tag! (Phil Bosmans)

 

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