Reisebericht Südafrika

 
01. - 29.02.2020 Kruger NP - Royal Natal NP - Drakensberge - Park Rynie - Oribi Gorge Nat. Res. -
                               Lake Eland Game Reserve - East London - Mountain Zebra NP - Addo Elephant NP -
                               Cape Agulhas NP - Table Mountain NP - Cape Town - Springbok - Vioolsdrif

 

Royal Natal Nationalpark
Vom Krüger Nationalpark fällt uns der Abschied schwer. Über zwei Wochen durften wir täglich auf Safari-Pirsch gehen. Die grossartige Tierwelt ist uns ans Herz gewachsen. Wer weiss, vielleicht besuchen wir den Kruger NP später zu einer anderen Jahreszeit noch einmal. Südafrika ist ein sehr grosses Land und bietet neben dem Kruger NP auch noch andere interessante Sehenswürdigkeiten. In zwei Tages- etappen fahren wir in den Norden der grossen Gebirgskette Drakensberg. Dort liegt der kleine, aber landschaftlich sehr schöne Royal Natal Nationalpark. Bei unserer Anfahrt sind die bis zu 3000 Meter hohen Berge in den Wolken. Der Campingplatz im Nationalpark ist sehr schön und gross. Als wir am nächsten Tag am frühen Morgen aus dem Camper schauen, beleuchtet die Sonne die grossartige Gebirgslandschaft. Wirklich sehr schön! Der blaue Himmel und die angenehme Temperatur laden ein zum Wandern. Nach dem Frühstück gehen wir an einem Bach entlang zu einem kleinen Wasserfall. Die grosse Bergkette mit den Tafelbergen ist zum Greifen nah. Nur sind die Wanderwege hier begrenzt. In der  einsamen, unbesiedelten Bergwelt sind die Adler, Elenantilopen und viele farbige Vögel unter sich. Es herrscht tiefe Stille. Keine Berg- bahnen, Hotels und Strassen, nur Felsformationen von majestät- ischer Schönheit, die durch Erosion in Jahrmillionen entstanden sind. Bei grösseren Wanderungen muss man sich vor Ort ins Day- Hikeregister ein- und nach Rückkehr wieder austragen. Der Wetter- umschwung in den Bergen muss man hier zwingend berücksich- tigen. Am Nachmittag zieht ein kräftiges Gewitter auf.
Im Jahr 2000 ernannte die UNESCO fast die gesamten Drakensberge, vom Royal Natal NP im Norden bis zum Bushman’s Nek im Süden, zum Weltkulturerbe. Die land- schaftliche Schönheit, Biodiversität, kulturelle Vielfalt und die zahlreichen Fundstätten der bis zu 8'000 Jahre alten Felsmalereien der vorzeitlichen San sind der Grund. Die Drakensberge sind die grösste Bergkette im südlichen Afrika. Mit etwa 450 Kilometer erstreckt sie sich der Ost- grenze von Lesotho entlang nach Norden. Eine gute Strasse entlang der Bergkette gibt es nicht, ausser man liebt die schlimmen Schlaglochpisten und die sehr schlechten Naturstrassen.
Wir fahren deshalb vom Royal Natal NP auf der R 74 nach Südosten auf die N3. Die führt uns weiter in den Süden. Bei Howick wechseln wir auf die R 617 um nach Underberg zu gelangen. Der Ort liegt am südlichen Ende der Drakensberge  Etwa 10 km weiter westlich, liegt Garden Castle, wo die hohen Berge die Landschaft prägt. Von hier aus gibt es Wanderwege bis in Höhen über 3000 Metern. Solche Herausforderungen überlassen wir gerne den Jüngeren. Ohne Guide für uns kaum machbar. Die Wanderwege sind nicht zu vergleichen mit denen in der Schweiz. Auf der kurzen Strecke zu dem Garden Castle gibt es ein paar sehr schöne, exklusive Lodges und Hotels.
Einkaufen im Spar Supermarket in Underberg
Es ist Samstagnachmittag. Der Spar-Lebensmittelladen von mitt- lerer Grösse, ist sehr gut besucht. Der Lärmpegel im Laden ist sehr, sehr laut (afrikanisch). Ich zähle 10 Kassen, die alle in Betrieb sind. Vor jeder Kasse stehen zwischen 10 und 15 Einkaufswagen, zum Teil randvoll mit Lebensmittel. Zwischen den Gestellen kommt man nicht mehr durch. Die Durchgänge sind vollgestopft mit Einkaufs- wagen. Auf gut Deutsch: Der Laden ist richtig zugemüllt mit Leuten und Einkaufswagen. Der Spar Laden ist full, full!  Weiter vorne, in der Nähe der Kasse organisiert ein Angestellter, wer jetzt von welcher Kolonne an die Kasse gehen kann, damit sich die Leute nicht in die Haare geraten. Kein leichter Job. Die Kassiererinnen machen ihren Job gut, nur müssten sie dem Lärmpegel nach, einen Gehörschutz tragen. Tja, ein Einkaufserlebnis besonderer Art. Auf der linken Seite entdecke ich eine lange Kolonne, da stehen nur Leute mit einem Einkaufskorb an. Etwa 20 Personen vor mir warten geduldig, bis sie wieder einen halben Meter weiter zur Kasse kommen. Regine ist draussen im Auto. Was macht Walter den solange im Laden? Gute Frage! Ich habe Zeit, stehe in der Kolonne und bestaune die vielfältigen afrikanischen Frisuren, die farbigen, zum Teil modernen Kleider und wie sich viele mit dem Handy die Zeit vertreiben. Ich habe das Gefühl, mitten auf einem Dorfplatz zu stehen, wo alle Leute miteinander sehr laut plaudern. Da ich nur wenige Artikel in meinem Korb habe und ich als Weisser ein Exot bin, winkt mich der Kassen Organisator nach vorne und komme in die Nähe der Kasse. Später bezahle ich mit der Karte an der Kasse und bin froh, dem lauten Lärmpegel zu entkommen. Ein Reiseeinkaufserlebnis das man nicht so schnell vergisst.
Von Underberg geht es auf der R 612 in südöstlicher Richtung an die South Coast. In Park Rynie, am indischen Ozean, finden wir einen sehr schönen Camping am Meer. Beim Strandspaziergang baden wir die Füsse im Meer. Das Baden im Meer müssen wir vertagen, die Wellen sind zu gross. Später geniessen wir ein kühles Bad im Schwimmbad.
Oribi Gorge Nature Reserve und Lake Eland Game Reserve
Ein sehr schöner Ort an der Südküste ist die Oribi Gorge. Eine malerische Schlucht, die der Umzimkulwana River über Millionen Jahre geschaffen hat. Benannt wurde die Schlucht nach den kleinen Antilopen, den Oribi. Mit einer Schulterhöhe von nur gerade 60 cm, sieht man diese Tiere kaum im hohen Gras. Wir fahren auf einer schmalen Strasse in die Schlucht hinunter und überqueren den Umzimkulwana River. Die Strasse steigt auf der anderen Schlucht Seite steil bergan. Ganz in der Nähe liegt das sehr schöne Lake Eland Game Reserve. Ein 3'000 ha grosses Gebiet mit verschiedenen Vegetationszonen und über 40 Wild- tiere, aber keine grossen Raubtiere. Die Infrastruktur ist super. Auf dem kleinen Campingplatz kommen nachts auch mal die Wildtiere vorbei. Mit einer kleinen Karte finden wir die verschiedenen Loops, die über mehrere Kilometer sich hinwegziehen. Da es keine grossen Raubtiere gibt, kann man aussteigen und fotografieren. Auch ein mehrstündiger Wanderweg führt durch die Wildnis.
Am nächsten Tag sind wir wieder am frühen Morgen auf Safari-Pirsch. Wir entdecken grössere Gruppen „Blesbok“ mit vielen Jung- tieren, die im Dezember auf die Welt kamen. Der Blessbock erkennt man an seinem rot-braunen Fell und am weissen Gesicht. Seine Hörner sind etwa 40 cm lang. Hier sehen wir auch kleine  Gruppen  Eland, (Elenantilopen)  mit dem Nachwuchs. Die Bullen erreichen eine Grösse von 1,5 – 1,9 m Schulterhöhe. Beide Geschlechter tragen massive, gedrehte Hörner von etwa 60 cm Länge. Die Bullen erkennt man auch am grossen Hautlappen unterhalb des Halses. Die Tiere sind scheu und nicht aggressiv. Besonders schöne rosa- rote Blumen standen an den höchsten Orten in voller Blüte.
Das Lake Eland Game Reserve bietet nicht nur Tier- und Pflanzen- interessierten etwas. Ein Top Highlight ist der neue 3,3 km lange Zip Slide (Hängeseilbahn für Einzelpersonen). Sie ist die Längste Zip Slide in Südafrika und geht über mehrere Stationen in die Oribi Gorge hinunter. Der Zeitbedarf ist mit einer Stunde angegeben. So kommt die jüngere Generation auf ihre Rechnung, wenn sie auf verschieden Abschnitten mit hohem Tempo in die Oribi Gorge hinunter sausen. Für uns genügt die 80 m lange Fussseilbrücke, die über einen Schlucht  Abschnitt in 150 m Höhe führt. Wir über- queren am Morgen die Hängebrücke und geniessen die gross- artige Aussicht auf die Schlucht. Die senkrechten Felswände sind von der Morgensonne beleuchtet. Noch sind keine Touristen unterwegs. So können wir ungestört ein kleines Fotoshooting mitten auf der Hängebrücke über der Schlucht machen.
Mount Currie Natur Reserve - unterwegs durch die Transkei
Von der Oribi Gorge fahren wir nach Kokstad. Ein paar Kilometer im Norden der Stadt liegt das schöne Naherholungsgebiet mit einem kleinen See und Camping. Nur ein paar Meter von unserem Camper entfernt, grasen fünf Zebras. Leider ist das Wetter regnerisch, so dass wir am nächsten Morgen sehr früh auf die „trostlose“ 400 km lange Strecke durch die ehemalige Transkei unter die Räder nehmen. Die wenigen Orte unterwegs laden nicht ein, für einen Zwischenstopp. Fast überall in den Ortschaften und auch zum Teil der Strasse entlang liegt viel Müll herum.
Auf der ganzen Strecke gibt es für uns kaum einen Übernachtungs- platz, bei dem wir uns wohl fühlen könnten. Die Transkei war ein Produkt der Apartheid Politik, deren Folgen sich bis heute kata- strophal auswirken. Die Gegend ist dicht besiedelt, auch entlang der Strasse. Sie gehört zu den ärmsten und touristisch bietet sie kaum etwas. Ausser dem Geburtsort und das Museum von Nelson Mandela bietet diese Gegend nichts. Die Stadt Mthatha, Haupt- stadt der Oliver Tambo Region, so schreibt unser Reiseführer, wirkt auf Besucher eher schockierend! Viel Schmutz, verfallene Häuser und ein Menschengewusel. Die N2 führt mitten durch die Haupt- stadt, wo ein richtiges Verkehrschaos herrscht.
Zwischen Kokstad und East London ist die Stras- se N2 sehr kurvenreich und  dem Gelände ange- passt. Ununterbrochen geht es bergauf und bergab. Regine hat am Abend das Höhenprofil der gefahrenen Strecke vom Navi auf den Laptop gespeichert. Das Bild zeigt eindrücklich,  dass es auf 400 km fast nur bergauf und bergab ging. Etwas ausserhalb East Londen übernachten wir im Umtiza Nature Reserve. Der Camping liegt sehr schön am Fluss und der Park wirkt mit seinen alten Bäumen einladend. Leider fällt der Spaziergang zum Meer und das auskundschaften des Parks ins Wasser. Gegend Abend regnet es wieder.
Mountain Zebra National Park
Nördlich von Port Elizabeth, bei der Stadt Cradock, biegen wir auf die R 61 ab, und besuchen den kleinen (28'412 ha)  Mountain Zebra NP. Er liegt mitten im schönen Bankberg Massiv, das bis auf 2'000 m hinauf geht. Das Kap-Bergzebra gehört zu den seltensten Wildtieren. Früher wurden die Bergzebras so intensiv gejagt, dass sie fast ausgerottet wurden. 1937 lebten gerade noch 37 Bergzebras auf der Welt. Zum Schutze dieser Tiere wurde 1937 der National Park gegründet. So konnte sich die sehr kleine Population wieder erholen. Heute leben ca. 600 Kap-Berg- zebras im NP. Die Bergzebras haben ein schmales Streifen- muster und eine kurze Mähne. Sie leben in engen Familien Ver- bänden. Der Park ist auch Heimat von Geparden, Löwen, Kap-Büffel, Weissschwanzgnus, Elenantilopen, Kuhantilopen, Spring- bock, Schakal, Affen, Strausse, Blessbock und vielen Vogelarten. Auf unserer mehrstündigen Safari-Pirsch kamen plötzlich vor unserem Fahrzeug drei Löwen Weibchen aus dem Busch, überquerten die Strasse und verschwanden wieder im Gestrüpp. Tja, aussteigen aus dem Auto ist nicht empfehlenswert!
Addo Elefant Nationalpark
Nordwestlich von Port Elizabeth liegt der 180'000 Hektar grosse Park. Im nördlichen Teil liegt das Addo Main Gate mit Bungalows, Camping- platz, Restaurant, Tankstelle und Laden. Der Park wurde 1931 gegrün- det. Damals gab es in dieser Gegend gerade noch 16 Elefanten. Heute leben ca. 600 Elefanten im Park. Neben den grossen Wildtieren, wie Löwen, Nashörner, Hyänen, Zebras, Leoparden und verschiedene Antilopen, wird auch dem kleinen Addo-Mistkäfer Beachtung ge- schenkt. Im Park werden die Besucher aufmerksam gemacht, diese endemischen kleinen Käfer nicht zu überfahren, denn sie räumen den Elefanten Dung weg.
Der als Pillendreher bekannte Mistkäfer hat im Park immer Vortritt. Oft entdecken  wir eine tischtennisball grosse Kugel, die auf der Strasse langsam entlang rollt. Der Käfer schiebt die Kugel, die be- deutend grösser ist, als er selbst. Die Männchen rollen den Büffel- und Elefantendung als Brutträger in unterirdische Kammern, in denen die Weibchen sitzen und ihre Eier darauf ablegen. Die Männchen versorgen sie dann mit  Dungbällchen, von denen sie leben bis die Brut geschlüpft ist. Die Käfer sind von grosser Bedeutung, da sie den Boden düngen.
Wir fahren im Nor- den mehrere Loops, wo wir weniger Tiere entdecken als im südlichen Teil des Nationalparks. Am zweiten Tag, als wir vom Addo Main Camp in den Süden unterwegs sind, überquert eine Elefantenfamilie vor uns die Strasse. In einer Einerkolonne läuft die Gruppe mit Jungtieren vor uns vorüber und wir zählen insgesamt 15 Elefanten. Ein wirklich sehr schönes Erlebnis!  
Die Garden Route von Port Elizabeth bis Mossel Bay
Der rund 400 km lange Küstenabschnitt ist bekannt für die tollen Sandstrände, die rauen Klippen, Urwälder  und guter Infrastruktur. Der Garden Route Nationalpark fasst drei Sektionen zusammen. Im Osten liegt der Tsitsikamma NP, in der Mitte liegt der Knysna NP und im Westen die Wilderness Section. Wir übernachten im Tsitsikamma Nationalpark.  Der Camping direkt am Meer ist traum- haft. Nicht nur Klippen und Wanderwege faszinieren uns, auch der  scheue „Rocky Hyrax“ (Klippschliefer) ist auf dem Campground am Grasen.
Das Kleintier hat eine stumpfe Schnauze und kurze Beine. Er klettert sehr wendig in den Felsklippen. Kommt man ihm näher, zieht er sich in die Felsspalten zurück. Der Rocky Hyrax bringt bis zu drei Jungtiere am Ende der Regenzeit zur Welt.
Am späten Nachmittag wandern wir  auf dem Mouth Trail zur Storms River Schlucht. An der Mündung überqueren wir auf zwei grösseren Hängebrücken den Storms River. In der Abendsonne blicken wir in die schmale Schlucht. Eine Gruppe Kanufahrer kehrt aus der Schlucht zurück. Unterwegs mit dem Kanu in der schma- len Schlucht, mit Blick auf die senkrechten hohen Felswände, ist bestimmt ein besonderes Erlebnis.
Bloukrans River Bridge
Mit 452 m Brückenlänge, 272 m Bogenspannweite und 214 m Höhe über dem Tal, gehört die Bloukrans River Bridge zur gröss- ten in Afrika. Sie wurde 1983 fertig gebaut. Auf alten Fotos sehen wir wie das Bauwerk über der sehr grossen Bloukrans Fluss- schlucht entstanden ist. Von der Aussichtsplattform sehen wir die Brücke, wo unter der Fahrbahn, am höchsten Punkt des Brückenbogens, die Absprungstelle für das Bungee-Springen liegt. Vom Brückenende können begeisterte Bungee-Springer mit einer Ziplinie zur Brückenmitte gleiten. Auf Tafeln lesen wir, dass hier der höchste Seilsprung Südafrikas gemacht werden kann. Von der Plattform aus sehen die Betreuer und Springer  winzig klein aus. Nur für starke Nerven!
Birds of Eden
In der kleinen  Ortschaft Kurland Village besuchen wir die grösste Freiflugvoliere der Welt. Ein Netz wurde domartig über einen 2 ha grossen Waldbereich und über eine Flussschlucht gelegt. Darunter leben jetzt rund 3500 Vögel wie im Paradies. Lange Holzstege führen uns durch die Anlage, wo wir pausenlos unter und über uns Vögel sehen und hören. Die Vögel sind keine Wildfänge, sondern sie lebten vorher in Käfigen und Zoos. Die höchsten Netzmasten sind 34 m hoch. Über 200 verschiedene Vogelarten leben hier. In einem kleinen Handbuch suchen wir die Namen der Vögel und erfahren einiges über ihre Lebensweise. Tja, die Vogelwelt in der freien Wildbahn zu fotografieren ist um einiges schwieriger und zeitaufwändiger als hier in der sehr grossen Voliere.
Plettenberg Bay und Knysna sind beliebte Touristenorte an der Garden Route. Lange, weisse Sandstrände, Hotels, Restaurants, Ferienwohnungen  und Läden bilden die Strandpromenade. In der Hauptsaison sind die Orte sehr gut besucht. Orte um Ferien zu geniessen mit zahlreichen Outdoor Aktivitäten. Von George fahren wir über den Outeniqua Pass ein Stück ins Landesinnere. Wir besuchen die Stadt Oudtshoorn, das Zentrum der südafrikanischen Straussenzucht. In den Jahren von 1880 bis 1920 erlebte Oudts- horn seinen Boom. Mit dem Verkauf der Straussenfedern in alle Welt machten die Farmer ein Vermögen.
Auf alten Fotos sehen wir die herrschaftlichen Villen und Paläste der Straussenbarone von damals. Wie hat sich das teure Exportgut Straussenfeder über die letzten hundert Jahre entwickelt?  Auf einer geführten Tour erfahren wir viel Wissenswertes über Strausse und die Boom-Jahre. Im Jahre 1865 gab es in der Cape Colony etwa 80 Strausse auf den Farmen. In den Boom Jahren zwischen 1910 bis 1913 lebten etwa 776'000 Strausse auf den Farmen. Im Jahr 2000 gab es noch 272'000 Strausse. Eine Krise traf die Straussenfarmer im Jahre 2011, als nach einigen Fällen von Vogelgrippe die EU ein Importverbot verhängte.
Dies brachte zahlreiche Farmer in den Ruin. Hundert Jahre später, zwischen 2015 bis 2016 gab es noch 186'000 Strausse verteilt auf 437 Straussenfarmen. Die Nachfrage nach Federn und Straussen- fleisch reduzierte sich drastisch. So gab es 2019 nur noch 331 Farmen. Einige leben heute von den zahlreichen Touristen und dem Souvenirverkauf. Das narbige, sehr teure Leder, das Straus- senfleisch und die vielen verzierten, bemalten Strausseneier als Souvenir bringen heute noch entsprechende Einnahmen. Der Strauss hat ein sehr kleines Gehirn, dafür aber sehr scharfe Augen. Sein dünner, langer Hals kann er um 360 Grad drehen und bei Gefahr mit 70 km/h davonrennen. Wenn sich der Strauss ver- teidigt, kann er den Feind anspringen und mit seinem kräftigen, scharfen Fussnagel erhebliche Verletzungen zuführen. Im Marakele Nationalpark konnten wir beobachten, wie ein Strauss auf dem Camping einen Personenwagen mit seinen starken Füssen beschädigte. Kein schöner Anblick!
Mossel Bay
Die Muschelbucht bildet für uns den Abschluss der Garden Route. Nach Westen führt keine gute Strasse der Küste entlang zum Cap Agulhas, dem südlichsten Punkt vom Afrikanischen Kontinent. Wir fahren auf der N2 über Heidelberg nach Swellendam und nehmen die R319 zum Agulhas Nationalpark. Das Cape Agulhas empfängt uns mit sehr star- kem Wind. Wir können erahnen, dass der südlichste Punkt Afrikas für die frühere Schifffahrt sehr geschichtsträchtig war. Wir besteigen auf sehr steilen Treppenstufen den 1848 erbauten Leuchtturm.
Oben haben wir eine grossartige Rundsicht. Wir halten uns am Geländer fest, dass wir nicht vom Leuchtturm  fliegen. Tja, das steinige Kap ist bei viel Wind und Sturm recht ungemütlich. Das kleine Museum beim Leuchtturm gibt einen kleinen Einblick in die Geschichte der Gegend. Das Kap wurde 1999 wegen seiner be- drohten und einzigartigen Pflanzenwelt zum Nationalpark ge- macht. Nur wenig entfernt liegt die schöne Markierung, wo der Indische Ozean und der Atlantik aufeinander treffen. Ganz in der Nähe sehen wir noch Überresten des Schiffswracks der „Meisho Maru“.
Dieses japanische Fischerboot sank im Jahr 1982 mit 240 Tonnen gefrorenem Thunfisch. Um das ganze Cape herum gab es in den vergangenen Jahrhunderten  unzählige Havarien. Wir übernachten am Strand in Struisbaai auf dem Caravan Park in der Nähe vom Leuchtturm. Zum Glück haben wir eine feste Camper Kabine. Der Wind tobt grauenhaft. Das „Kap der Stürme“ hat seinen Namen nicht umsonst, hier am Ende der Welt. Für einmal schaukelt uns die ganze Kabine in den Schlaf. 
Boulder‘s Pinguin Kolonie
Etwas ausserhalb Simon’s Town, wo wir die alten, restaurierten Häuserfronten im viktorianischen Baustil bestaunen, lebt eine grössere Pinguin Kolonie. Der Strand gehört zum Table Mountain Nationalpark und ist ein Touristen Hotspot. Wir besuchen die Kolonie am späteren Nachmittag und am nächsten Tag am frühen Morgen, wo auch Schulklassen unterwegs sind.  Im Jahre 1982 brüteten zwei Pinguin Paare an den Boulders. In der Zwischenzeit ist die Kolonie auf etwa 2200 Pinguine gewachsen. Zurzeit brüten viele Pinguine. Ihre Eier legen sie in grosse Sandmulden und in kleinen Höhlen am Berghang.
Wir spazieren auf den Holzstegen und beobachten, wie die Pin- guine in kleinen Gruppen ins Meer hinausschwimmen. Ein stän- diges Kommen und Gehen, auch bei grösseren Wellen. Vereinzelt sehen wir auch Jungtiere. Ein besonderes Schauspiel zeigt sich, wenn ein Männchen um ein Weibchen wirbt. Das Männchen holt laufend Nestmaterial, Pflanzenteile aller Art, und legt diese vor die Füsse seiner Angebeteten. Nach jeder Materialbeschaffung für den Nestbau prüft das Männchen, ob seine Geliebte zufrieden ist. Reagiert sie nicht, holt er wieder einen Schnabel voll Pflanzenmaterial. Diese Umwerbung zieht sich in die Länge und ist sehr interessant zum Beobachten. Pinguine bleiben ein Leben lang zusammen. Jetzt im Februar ist Hauptbrütezeit und sehr viele Pinguine liegen auf ihren Eiern.
Spannend auch wie die Pinguine zwischen und über die grossen Granitfelsen zu ihrem Nest  klettern. Ein- mal im Jahr ist „Moulting-Time“. Dann wir ihr Feder- kleid gewechselt und sie müssen 21 Tage warten, bis ihr Neues wieder „waterproofing“ ist. In dieser Zeit nehmen die Pinguine ab, da sie nicht ins Wasser gehen können. Pinguine wechseln beim Brüten und der Nahrungssuche ab. Wenn das Junge 30 Tage alt ist, gehen beide Eltern ins Meer auf Nahrungssuche. Der African Pinguin steht auf der roten Liste.
Cape of Good Hope
Das Kap der Guten Hoffnung bildet zusammen mit dem Cape Point die Spitze der Kap Halbinsel. Die Tafel „Cape of Good Hoope“ ist sehr begehrt für ein Fotomotiv. Kommen gleich mehrere Busse an, gibt es Warteschlangen bis die Tafel touristenlos ist. Auf der Fahrt zum Cape Point, wo die Strasse an der Kap-Halbinsel endet, be- gegnen uns die ersten Paviane. Auf dem grossen Parkplatz sehen wir die ersten Affen auf den Autos. Von hier geht ein Fussweg zum Leuchtturm. Der Blick auf den Südatlantik ist grossartig. Die Dias Beach, benannt nach dem portugiesischen Seefahrer, der 1488 als erster das  gefährliche Kap umsegelte, hat einen breiten weissen Sandstrand.
Über die Paviane am Kap der guten Hoffnung wird  der Besu- cher gut informiert. Das Füttern ist unter Strafe verboten! Die Tiere haben sich an die Menschen gewöhnt und zeigen keine Scheu. Essbares in der Hand entdeckten die Paviane sehr schnell, und schon ist es weg. Als wir unseren Camper ab- stellen bemerkten wir, dass ein Besucher vergessen hat das hintere Fahrzeugfenster zu schliessen. Kurz darauf klettert ein grosser Pavian ins Auto und macht sich über die Fressalien her. Die Chipspackung wird aufgerissen und deren Inhalt in den Mund gestopft. Der Pavian öffnet alle Taschen und sucht nach Lebensmittel. Kein schöner Anblick im Auto nach einem Pavianbesuch!
Rückblick auf das Jahr 1971
Ich blicke zurück und erinnere mich noch sehr gut! Im Jahr 1971 sass ich im VW-Bus, hier am gleichen Parkplatz, der damals viel kleiner war. Vor uns ein Personenwagen mit offenen Fenstern. Ich fotografierte (Dias) durch die Windschutzscheibe, wie ein grosser Pavian durch das Fenster kletterte und gleichzeitig vier Personen fluchtartig das Auto verliessen. Bei laufendem Motor plünderte der Affe den ganzen Pick- nickkorb und die Ausgestiegenen schauten machtlos zu. Zwar gibt es heute weniger Affen am Kap, die schon immer zur Fauna gehörten, ihre Taktik ist aber gleich geblieben.
Der Tafelberg und sein weisses „Tischtuch“
Wir fahren zur Talstation der Seilbahn. Bereits von weitem sehen wir, wie der Wind  über den 1086 m hohen Berg fegt und ein langes,  weisses „Tischtuch“ nach sich zieht. Bereits warten viele Touristen an der Talstation. Die Anzeigetafel meldet, dass die Gondelbahn nicht fährt, weil es zu viel Wind hat. Die Wolkendecke zieht von Osten über  den Tafelberg und drückt sie im Westen den Berg hinunter.
Mit einem roten „topless“ Doppeldeckerbus  machen wir eine Stadtrundfahrt, die auch über Camps Bay und Sea Point führt. In der Stadtmitte steigen wir um und nehmen den „Yellow Downtown“, der uns durchs Stadtzentrum führt. Später fahren wir mit unserem Camper auf den Signal Hill. Vom Aussichtspunkt, der 350 m über Meer liegt, haben wir einen schönen Blick auf Sea Point und die Tafelbucht. Der Tafelberg zeigt sich erst am Abend ohne Wolken.
Für Kapstadt brauchen wir mehrere Tage, ihre Sehens- würdigkeiten liegen verstreut in der Innenstadt und zeigen eine bewegte Geschichte. Da unser Visa von drei Monaten bald ablaufen, fahren wir weiter der Westküste entlang Richtung Namibia. Der Tafelberg und Kapstadt haben wir auf der nächsten Reise im Programm. Südafrika ist ein sehr grosses und schönes Land. Wir brauchen Zeit, drei Monate sind viel zu kurz. Wir haben 10 Nationalparks und 2 Game Reserve besucht,  und da sind noch viele andere, die einen Besuch wert sind.
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